Die in den sozialen Medien verbreitete Einladung mit den Logos des Synodalen Weges und des Erzbistums Berlin lautete:
Drei Jahre Synodaler Weg – und was kommt jetzt?
Mit der 5. Vollversammlung ging im März 2023 der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland vorerst zu Ende. 230 Synodale haben drei Jahre lang beraten und Texte erarbeitet, die die in der MHG-Studie dargelegten Missbrauch begünstigenden Faktoren in der katholischen Kirche minimieren sollen. Manche Texte greifen alte Themen auf (Laienpredigt, Frauendiakonat, Pflichtzölibat), andere nehmen Diskrepanzen zwischen Lehre und Praxis in den Blick (Umgang mit Sexualität und geschlechtlicher Vielfalt), die größte Zustimmung fanden Texte zur Verbesserung von Prävention und Intervention von sexuellem und geistlichem Missbrauch. Alle diese Texte sind auf der Webseite des Synodalen Wegs nachzulesen […].
Der Synodale Weg ist aber erst der Beginn eines Prozesses hin zu einer synodalen Form von Kirche gewesen. Er hat Veränderungen ermöglicht, aber noch nicht umgesetzt. Wir als Berliner Synodale Esther Göbel und Wolfgang Klose möchten, dass die Ergebnisse des Synodalen Weges im Erzbistum Berlin erlebbar und sichtbar werden. Deshalb laden wir — gemeinsam mit Pfarrer Frank Hoffmann und Pastoralreferentin Lissy Eichert (Pastorales Personal) sowie Karlies Abmeier (Diözesanrat) — zu einer Veranstaltung unter dem Arbeitstitel „Synodale Gemeinde“ ein.
Der Nachmittag wird drei einstündige Elemente haben:
- Einen Berichtsteil zum Synodalen Weg (was bedeuten die Beschlüsse für uns?)
- Gemeinsamer Gottesdienst (mit Laienpredigt und Segnung von Einzelpersonen, Familien und Paaren, die sich lieben),
- Vernetzung, Begegnung und Ausklang bei Brezel & Bier/Saft/Wasser
Seien Sie herzlich Willkommen und geben Sie die Einladung auch gern an Interessierte weiter.
Kontakt:
Esther Göbel und Wolfgang Klose
Ich habe mir vorgenommen, so sachlich wie möglich darüber zu berichten. Der Verlauf der Ereignisse mag entschuldigen, wenn mir das nicht vollkommen gelingt. Ich vermeide Links zu Seiten, denen ich in wesentlichen Punkten nicht zustimmen kann; wer sie im Internet finden will, wird das ohne Schwierigkeiten tun.
St. Bonifatius in Berlin-Kreuzberg ist eine große Backsteinkirche des 19. Jhs. mit mehreren Nebengebäuden. Ich war überpünktlich. Gerade ging ein Gottesdienst zu Ende; zahlreiche feierlich gekleidete Menschen kamen aus der Kirche, darunter viele Kinder, die – nach Datum (Sonntag vor Pfingsten), Alter (etwa sieben- oder achtjährig), Anzügen und weißen Kleidern zu urteilen – gerade von der Erstkommunion kamen. Die Kirche musste proppenvoll gewesen sein, und die ganze feierliche Gemeinde wirkte fröhlich und ganz und gar nicht sonderlich „progressiv“, es sei denn man übersetzt den lateinischen Ausdruck wörtlich – voranschreitend waren sie. Aber ich war ja nicht zum Vergnügen da, sondern weil ein frommer Freund mich inständig gebeten hatte, zum anfangs genannten Event zu bloggen. Also ging ich in den Pfarrsaal, der sich bald bis auf den letzten Platz füllte.
BERICHTSTEIL
Der rbb war da. Eine junge Franziskanerin war da, die offensichtlich froh über die geäußerten Ansichten war. Für eine Rollstuhlfahrerin mit Hörproblemen wurde freundlich Platz in der ersten Reihe gemacht, was wegen der Enge des Raumes nicht ganz leicht war, aber mit fröhlichem Hallo schnell bewerkstelligt wurde. Neben mir saß ein Ehepaar mit einem erwachsenen Sohn mit Down-Syndrom, der freundlich und aufmerksam wirkte. Überhaupt war die Atmosphäre kurz vor Beginn der Veranstaltung unkompliziert und fröhlich.
Nach einer kurzen, freundlichen Begrüßung durch Pfarrer Frank Hoffmann (St. Otto, Greifswald) mahnte die Pastoralreferentin Esther Göbel zur Verwendung von sensibler Sprache, da vom Missbrauch Betroffene anwesend sein könnten. Zugleich wies sie darauf hin, dass der erste Teil der Veranstaltung vierzig Minuten dauern solle und keinen Raum für Diskussion und Fragen biete, hierfür sei der letzte Teil nach dem Gottesdienst vorgesehen. (Ich fragte mich im Stillen, ob man bei gesicherter Abwesenheit Betroffener etwa nicht mehr sensibel sein müsse oder was für Leute sie in ihrem Publikum erwartete, wenn sie überhaupt zu Anstand und Sitte mahnen musste.) Der Pfarrer sagte später noch, wir brauchen einen Prozess, um herauszufinden, was möglich sei. Frau Göbel gestand, das Synodale Irgendwas, das im November starten soll, sei noch keinesfalls konkret. Es müsse dazu mehr Menschen geben, die mitbestimmen wollen. LGTB solle an Kitas und Schulen thematisiert werden, und es soll überall irrelevant sein, ob man so gestrickt ist, zugleich aber solle es überall an Bekanntheit gewinnen. Etwa drei Sekunden ging es ihr um das Problem des Missbrauchs (ohne Bezug zu LGTB). Dann erklärte sie, Frauen müssen zu sakramentalen Diensten zugelassen werden. Es sei theologisch nicht begründbar, warum Trauassistenz und Taufe nur im Notfall von Laien bzw. Frauen vollzogen werden kann. Sehr kurz stellte sie auch die Notwendigkeit der Priesterweihe in Frage. (Dabei kommt heraus: Priester sind vielleicht überflüssig, aber Frauen müssen Priester werden dürfen.)
Frau Göbel stellte auch die Frage, inwieweit alle Verantwortung tragen für den Umgang mit Missbrauch. Viele haben weggeschaut. Man müsse Sensibilität für missbräuchliche Strukturen entwickeln. (Leider sagte sie nichts weiter dazu. Keine Ausführung, wie diese Übernahme von Verantwortung, diese Sensibilisierung aussehen könnte.)
Wolfgang Klose, Vizepräsident des ZdK, wollte „umsetzbare und konkrete Ergebnisse“ und fragte sich, warum in verschiedenen Bistümern verschieden vieles vom ZdK Gewolltes passiert. (Ich könnte ihm sagen: Weil es verschiedene Bischöfe und verschiedene Gemeinden gibt.) Weiter forderte er eine Änderung des Katechismus, weil er in dessen jetziger Form systemische Gründe für den Missbrauch sieht. Segensfeiern für alle müssen sein, und dass es sie im Geheimen bereits gebe, sei gut. Er hoffe auf den Mut des Erzbischofs, der wohl irgendetwas in dieser Richtung schon halbwegs zugesagt habe. Wörtlich sagte er: „Der Erzbischof ist noch nicht mutig genug, aber wir unterstützen ihn gern.“ [Allgemeines Gelächter.] Gegen Segensfeiern stehe allenthalben der Rechtspopulismus. Auch solle im Taufbuch das Geschlecht des Täuflings offengelassen werden bzw. änderbar sein (wie in Freiburg und Limburg bereits geschehen). Ein geänderter Katechismus sei bereits nach Rom geschickt. Die Kirche müsse sich von Konversationstherapien distanzieren. [Allgemeiner Beifall]
Zu den in der Einladung genannten Rednern kam auch Hendrik Johannemann, Student, beratendes Mitglied des Synodalen Weges. Über sich selbst sagt er an anderer Stelle: „34 Jahre alt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, schwul. Mit Jesus an meiner Seite fühle ich mich allzeit geborgen. Eine solche Geborgenheit möchte ich auch in meiner Kirche ohne Wenn und Aber erfahren dürfen. Darum mache ich bei #OutInChurch mit.“ Hier sprach er sich besonders für Akzeptanz von LGTB und Segensfeiern aus. Auch sagte er, die Kirche müsse dafür stimmen, Konversionstherapien und das Umoperieren von intersexuellen Menschen zu verbieten. (Über Konversionstherapien kann ich wenig sagen; ich habe Aussagen von Menschen gehört, die über ihre eigene erfolgreiche Konversationstherapie sehr glücklich sind, aber es gibt auch verheerende, gänzlich unwissenschaftliche Versuche in dieser Richtung. Problematisch ist, dass als „Therapie“ von seriös bis sektiererisch alles Mögliche bezeichnet werden darf. – Das Umoperieren Intersexueller hat man zumindest in Deutschland als ganz und gar nicht wohltuend erkannt. Ich verlinke hier ausnahmsweise auf einen Artikel des „Regenbogenportals“, der das sachlich und unaufgeregt erklärt. Wieweit die Kirche überhaupt etwas erreichen kann, indem sie für Verbote bestimmter Leistungen im Feld der Medizin stimmt, blieb unklar. Darin, das die Kirche allerdings Position beziehen kann und soll, stimme ich ihm zu.)
Zum Thema Macht und Gewaltenteilung sagte Johannemann, die Kirche müsse „Hören, lernen, neue Wege gehen“. Der Zölibat solle nicht abgeschafft, aber freigestellt werden. (Hier war ihm wirklich wichtig, dass er keine Abschaffung fordert.) Mit Blick auf die Weltkirche und ihre zahlreichen Gemeinden in Berlin sagte er: „Wir müssen mit den muttersprachlichen Gemeinden ins Gespräch kommen.“ Er stellte dann sofort einen Bezug zum Frauenpriestertum her. (Jetzt würde ich ihn schon sehr gerne im Gespräch mit der kroatischen oder der polnischen Gemeinde in Berlin hören oder gar mit den unierten Orthodoxen!)
Karlies Abmeier, Historikerin und Vorsitzende des Diözesanrates im Erzbistum Berlin, sprach sich für den von Rom verbotenen Synodalen Rat aus als Mittel, sich mehr einzusetzen und zu entscheiden. Im Erzbistum Berlin sei das schon weit gediehen. Die römische Formulierung, es „scheint“, als gehe der Synodale Weg in die Irre, interpretiert sie als „es ist aber nicht so“. Auch müsse man in den Gemeinden mehr für den Synodalen Weg werben. Wörtlich: „Wir müssen ganz hartnäckig bleiben und dürfen uns nicht von Argumenten abschrecken lassen, die von anderen Seiten hervorgebracht werden.“ [Kein Einspruch von irgendjemandem, kein Räuspern – stille Zustimmung stattdessen.]
Im unmittelbaren Anschluss an diesen Teil der Veranstaltung wurde es laut. Mathias Lay, Heilerziehungspfleger und aktiv in mehreren christlichen Gruppen, war bis hierher ganz still gewesen. Nun rief er durch den Saal: „Bitte stoppt den Synodalen Weg!“ Er fügte hinzu, er sei katholisch und wolle nicht, dass in einer katholischen Kirche gleich ein Gottesdienst mit nach Kirchenrecht verbotenen Inhalten gefeiert wurde. Die Reaktion hierauf war ein kollektives Ausbuhen und Auslachen – auch durch die Redner. Er wurde durch den Pfarrer hinauskomplimentiert mit dem Hinweis, man wolle hier keine Diskussion. Mir kam es wie ein Rausschmiss vor.
Mathias Lay, den ich als einen freundlichen und sanften Menschen kenne, hat an keiner Stelle jemanden unterbrochen, hat nicht gelogen und ist beileibe nicht handgreiflich geworden. Er hat nur sehr laut und sehr engagiert seine Meinung gesagt. Auslachen, Ausbuhen, Rauswurf – das war die Konsequenz, die offensichtlich von der überwältigenden Mehrheit der Anwesenden mitgemacht bzw. gebilligt wurde. Mathias hatte übrigens auch den Namen Jesu genannt. Von Gott, vom Heiligen Geist, von Jesus war im ganzen ersten Teil nicht einmal am Rande die Rede gewesen.
In der folgenden kurzen Pause versuchte ich, einigen Menschen zu sagen, dass Auslachen und Ausbuhen kein sinnvoller Umgang mit Diskussionsgegnern sei. Verstanden wurde das nur von denen, die ohnehin wie Mathias und ich als Beobachter da waren. Dann ging es zur Messe.
GOTTESDIENST
Zunächst das Gute. Die Messe war, trotz mehrerer schwerer liturgischer Vergehen, gültig (die Kirche ist da sehr großzügig). Die Musiker (ein Keyboarder, zwei Gitarristen) verstanden ihr Fach wirklich. Die Liedauswahl erinnerte mich an Gottesdienste der Charismatischen Erneuerung, und ich konnte von Herzen mitsingen. (Zum Einzug: Jesus Christ, you are my life [GL 362], Gloria: Ich lobe meinen Gott [GL 383], Gabenbereitung: Alle meine Quellen entspringen in Dir [GL 809], Sanctus: GL 191, nach dem Friedensgruß: Wo Menschen sich vergessen [GL 830] – mag ich zwar nicht so, aber die Melodie ist gut, Schluss: Atme in mir, Heiliger Geist [346]. Statt des Psalms, nach der Predigt und während der Kommunion sangen und spielten die Musiker, passende, getragene und in der Melodie etwas sentimentale Lieder.
Die Lektorin, die die erste Lesung vortrug, sprach klar und deutlich. Die zweite Lesung fiel leider aus. Und nun kam das erste schwere liturgische Vergehen.
Das Evangelium trug Johannemann vor, wobei er auch die priesterliche An- und Abkündigung sprach (und die Gemeinde brav respondierte). Als Lektorin habe ich selbst schon einige Male in Wortgottesdiensten das Evangelium gelesen, dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen, und Johannemann kann sehr gut vortragen. Aber in einer Messe hat der Priester oder der Diakon das Evangelium zu verkünden und kein anderer. Und auch in einem Wortgottesdienst darf der Laie nicht wie ein Priester an- und abkündigen. „Der Herr sei mit euch“ als Einleitung zum Künden des Evangeliums (und das Respondieren der Gemeinde „Und mit deinem Geiste“) ist schlichtweg nur Priester oder Diakon gestattet, auch wenn ich innerlich durchaus um den Beistand des Herrn für Johannemanns Geist bitten darf und soll.
Lissy Eichert, Pastoralreferentin und Sprecherin beim Wort zum Sonntag, war auch unter den Sprechern vom ersten Teil der Veranstaltung gewesen, aber stiller als die anderen. Das änderte sich nun. Im Wechsel mit Frau Göbel gestaltete sie die Predigt. Es ging um den Sieg über das Böse, um das Licht der Osterkerze, um kleine Gesten der Freundlichkeit und Liebe, um Unterscheidung der Geister. Die Aussage, dass Gott die erste Liebe ist, an die Jesus sich anlehnen konnte, und das Seine Liebe in jeden Menschen noch vor der elterlichen Liebe kommt, ist sicher richtig. Als Beispiele besonders gottliebender Menschen wurden Katharina von Siena, Teresa von Avila, Franz von Assisi und Hildegard von Bingen genannt. Auch Frau Göbels Schlusswort „Es geht um Liebe“ kann ich in sich nicht tadeln. Laienpredigt während der Messe kann „aus pastoralen Gründen“ ausnahmsweise gestattet werden. Mag also so ein pastoraler Grund vorgelegen haben. Was mich stört, ist, dass die Predigt so penetrant „frauenfreundlich“ war. Zwei Predigerinnen statt eines Predigers, wir trauen uns was! Wäre ich boshaft, könnte ich daraus schließen, dass zwei Frauen im Predigtdienst so viel wert sind wie ein Mann. Aber so war es gewiss nicht gemeint.
Die erste Fürbitte lautete: „Die Auffassungen über den richtigen Weg der Kirche gehen teilweise weit auseinander. Hilf uns, in unserem Bemühen die Auffassung der anderen zu respektieren, wie auch wir in unseren Auffassungen respektiert werden wollen.“ (Hier dachte ich intensiv an das Auslachen, Niederbrüllen und Rauswerfen von Mathias. Vielleicht hätten sie dies Gebet vor dem ersten Teil der Veranstaltung sprechen sollen.)
Die Gebete über Brot und Wein teilte der Priester mit einer Frau. Sie sprach das „Gepriesen bist Du“ über das Brot, er über den Wein. Die Gemeinde respondierte beide Male.
Nach dem Schlusslied wurden alle von einem Laien eingeladen, sich segnen zu lassen – „allein, zu zweit, Freunde und Freundinnen, die Familie… Gottes Segen brauchen wir“ usw. Mindestens zwei der nach vorne tretenden Paare waren lesbisch. Gesegnet wurde durch den Priester und all jene, die im ersten Teil der Veranstaltung gesprochen hatten. Mir fiel dabei auf, dass eine Frau während des Segnens immer so wirkte, als erzählte sie gerade einen Witz. Herr Johannemann gebärdete sich sehr priesterlich und schien äußerst zufrieden mit sich. Es mag sein, dass ich – mittlerweile sehr entnervt – einen unzutreffenden Eindruck von der Gefühlslage der Genannten hatte, aber im Allgemeinen bin ich eine recht gute Beobachterin.
VERNETZUNG, BEGEGNUNG UND AUSKLANG
Ich hatte gehofft, im letzten Teil der Veranstaltung noch ein paar Fragen stellen zu können. Aber es wurde sehr schnell klar, dass sich hier nur Grüppchen der Synodalen Gemeinschaft bildeten. Außerdem war es ziemlich laut, und mein Unbehagen in Menschenmengen kam zum Vorschein. Ich ging also, ohne noch irgendetwas angesprochen zu haben.
Beim Googeln nach den Rednern (generisches Maskulinum) und bei einigem des Gesagten empfand ich durchaus Interesse und Sympathie an den Personen. Ich bin mir sicher, dass ich es hier mit Menschen zu tun habe, die auf ihre Weise und nach besten Möglichkeiten Gott lieben. Aber gleichzeitig macht es mich ratlos und traurig und manchmal auch zornig, wie unsagbar egoman dieser Verein, der sich Synodaler Weg nennt, daherkommt. Dazu diese ewige Opferhaltung gepaart mit dem Willen, seinen eigenen Willen zu bekommen, koste es was es wolle. Nun bin ich doch etwas ungehalten geworden, was man mir nachsehen möge nach einem so ausführlichen Artikel. Ich hoffe, dennoch sachlich genug geblieben zu sein.
>>Dann erklärte sie, Frauen müssen zu sakramentalen Diensten zugelassen werden. Es sei theologisch nicht begründbar, warum Trauassistenz und Taufe nur im Notfall von Laien bzw. Frauen vollzogen werden kann.
Was die Trauassistenz betrifft, trifft das ja fast zu. Also es trifft nicht zu, denn *begründbar* ist es schon, aber es ist tatsächlich nicht *sachlich zwingend, nur angemessen*; und das reicht ja schon fast für eine vorsichtige Zustimmung.
Also, bitte. Dekretiert meinetwegen – es wäre allerdings die Zustimmung des Papstes erforderlich – das Folgende:
§ 1. Außer von Klerikern kann die Rolle des Trauassistenzen, wo nicht ein Angehöriger einer Ostkirche heiratet (can. 108 § 3), auch von einem Laien wahrgenommen werden. [Wahlweise: von einem weiblichen Laien. Ganz unbegründbar wäre auch das nicht, denn der Mann *könnte* ja Diakon werden, was die Frau *nicht* kann.]
§ 2. Ein Kleriker, der in der Traufeier anwesend ist, muss deren Leitung übernehmen, wenn sie nach § 1 von einem Laien geleitet ist; er kann jedoch dem ursprünglich vorgesehenen Trauassistenten das Predigen überlassen (da es sich ja nicht um die Messe handelt). Ist er jedoch als geladener Gast und Verwandter oder persönlicher Bekannter des Brautpaars anwesend, kann er auf die Übernahme der Trauassistenz auch verzichten; er darf in diesem Fall kein Chorhemd anziehen.
§ 3. Die Trauungen, die von Laien geleitet werden, finden außerhalb der Messe statt; es darf ihnen auch keine solche unmittelbar vorausgehen oder folgen, ebenfalls keine Feier der Kommunion-außerhalb-der-Messe.
§ 4. In den Trauungen, die von Laien geleitet werden, findet kein Brautsegen, kein Segen der Ringe, kein Segen über die Gemeinde und überhaupt auch sonst keine Segnung statt. Es steht den Brautleuten jedoch frei, die Ringe im Vorfeld segnen zu lassen und den Brautsegen hernach abzuholen, etwa am Sonntag davor und danach im Anschluß an die Sonntagsmesse in der Sakristei. Doch soll dies nicht zu einer größeren Feierlichkeit ausgestaltet werden.
Bäng. Alles das *ist* mehr oder weniger zwingend oder zumindest hochnaheliegend, keineswegs ein Madigmachversuch meinerseits (okay, außer der Messe auch die Kommunion-außerhalb-der-Messe in dem Zusammenhang auszunehmen vielleicht ein ganz kleines bissel…). Und wer würde eine solche Trauung denn haben wollen?
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Genau so. Aber ich befürchte, solche Genauigkeit wird von den Synodalen gar nicht gewollt. Sollen sich nur alle irgendwie lieb haben.
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In einem Punkt muss ich sachlich widersprechen:
Die Predigt in der Eucharistiefeier (Homilie) darf niemals, auch nicht „aus pastoralen Gründen“, von einem Laien gehalten werden. Noch nicht einmal der Diözesanbischof kann von dieser Bestimmung dispensieren, gemäß einer authentischen Interpretation der PCI zu can. 767, § 1 CIC (cf. AAS, LXXIX, 1987,1249).
D. « Utrum Episcopus dioecesanus dispensare valeat a praescripto can. 767, § 1, quo sacerdoti aut diacono homilia reservatur ».
R. Negative.
Summus Pontifex Ioannes Paulus II in Audientia die 20 iunii 1987 infrascripto impertita, de supradicta decisione certior factus, eam publicari iussit.
Rosalius Iosephus Card. Castillo Lara, Praeses
Iulianus Herranz, a Secretis
https://www.codex-iuris-canonici.de/cic83_dt_interpretationes.htm
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Dank für die Information.
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Ich frage mich: Ist die Pippi-Langstrumpf-kirche noch katholisch? Ist es die Kirche, die Jesus auf Petrus gebaut hat?
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Ich empfinde es als gruselig, in Berlin und Umgebung jetzt damit rechnen zu müssen, dass in Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen Leute sitzen, die eifrig mitschreiben und dann irgendwo das Gesehene herablassend, verächtlich, auch schon mal machohaft oder larmoyant kommentieren. Dass das intime spirituell-religiöse Geschehen zwischen Segnendem und Gesegnetem kommentiert wird mit „Mir fiel dabei auf, dass eine Frau während des Segnens immer so wirkte, als erzählte sie gerade einen Witz. Herr Johannemann gebärdete sich sehr priesterlich und schien äußerst zufrieden mit sich“, ist skandalös. Da ereignet sich der Segen Gottes konkret, und daneben sitzt jemand, gafft und verhöhnt. Das pervertiert das Sakramentale, das da gespendet wurde. So wie es mir einmal erging, als ich bei einer Messfeier im Freien vom Kommunizieren zurückkam und ein „Zaungast“ mich fragete: „Hat es geschmeckt?“
Zum Thema „Hinausgeworfen“: Ich selber bekomme u.a. bei „kath.net“ kein Schreibrecht mehr, weil ich dem hasserfüllten Gehetze dort ein paarmal etwas entgegensetzen wollte. Wer im Glashaus sitzt…
P.S. „Hinausgeworfen“ wurde Herr Lay am Sonntag übrigens keineswegs.
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Dank für Ihre Meinung.
Daß Sie irgendwo anders nicht kommentieren dürfen, fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.
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Als ehemaliges Mitglied einer ev.-luth. Landeskirche, das derzeit keiner Gemeinde oder Kirche im irdisch-organisatorischen Sinne angehört, muss ich sagen, dass die (röm.-kath.) Kirche ein wirklich abschreckendes Bild nach außen abgibt. Man weiß nicht, woran man bei ihr ist, und erst recht nicht, woran man bei ihr morgen sein wird.
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Sie wird sich erholen.
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Danke, sehr geehrte Frau Sperlich, für den betont sachlich gehaltenen sehr aufschlussreichen Bericht.
Hoffentlich lesen nicht nur „Synodalbewegte“ sondern auch Verantwortliche im Erzbistum Berlin, was sich da unter ihrer Verantwortung in der Kirche abspielt.
Aber für Ihr persönliches Seelenheil und Ihre Gesundheit und inneres Gleichgewicht sind diese damit verbundenen Aufregungen m.E. nicht zuträglich.
Ich glaube, dass Ihr persönlich dargebrachtes Gebet und Opfer und Fasten als Beitrag zu geistigem Kampf mindestens ebenso wertvoll ist, wie die furchtlose Zeugnisgabe des glaubenstreuen Mitchristen vor diesen verblendeten Menschen.
Mit großer Hochachtung und Respekt Grüße ich Sie.
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