Philippus, der schnellste Katechet

  1. Lesung: Apg. 8,26-40, Evangelium: Joh. 6,44-51

Wir hören heute von einer der schnellsten Taufkatechesen. Der Diakon Philippus erhält den Auftrag, von Jerusalem nach Gaza zu wandern. Er trifft – vermutlich gleich unterhalb Jerusalem – einen äthiopischen Pilger, Finanzverwalter einer Königin, der auf dem Heimweg ist und im Buch Jesaja liest (und zwar hörbar, wie in der Antike üblich). Der Kämmerer ist vermutlich ein Heide, der ahnt, dass die Wahrheit eher bei dem einen Gott der Juden als bei dem vielfältigen Götterhimmel seiner Heimat zu finden ist. Nach einem kurzen Gespräch fährt Philippus mit, erklärt ihm den Zusammenhang zwischen der Prophezeiung des Jesaja und Jesus, und an einer Wasserstelle erbittet der Äthiopier die Taufe.

Der Weg von Jerusalem nach Gaza beträgt ungefähr hundert Kilometer, mit einem antiken Pferdewagen fünf Tagereisen. Die Katechese hat also nicht mehr als drei oder vier Tage gedauert, vielleicht gar weniger. Da hat Philippus sehr gut erklärt und der Kämmerer sehr gut zugehört!

Auch Jesus zitiert Jesaja mit den Worten „Und alle werden Schüler Gottes sein”. Die entsprechende Stelle bei Jesaja, 54. Kapitel, ist eine Trostzusage an Jerusalem: „Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist: Siehe, Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir. Aus Rubinen mache Ich deine Zinnen, aus Beryll deine Tore und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen. Alle deine Kinder sind Schüler des HERRN, und groß ist der Friede deiner Kinder. Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du bist fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht heran.” Das Himmlische Jerusalem, die schön geschmückte Gottesstadt als endgültige Heimat aller, die Jesu Lehre annehmen, wird später in den letzten beiden Kapiteln der Offenbarung des Johannes aufgenommen.

Wir dürfen sicher sein, dass Gott uns erhört, wenn wir zu Ihm gehören wollen. Auch wenn wir Sein Wort ohne Anleitung nicht verstehen. Wir haben es besser als jener Kämmerer, weil uns mehr als ein Buch der Bibel zur Verfügung steht, weil wir auf zahlreiche gute Exegesen zurückblicken können (allerdings auch auf zahlreiche miserable, da gilt es, die Geister zu unterscheiden). Machen wir etwas daraus. Lesen wir die Bibel, denken wir darüber nach, sprechen wir miteinander darüber, suchen wir Menschen, die uns schwierige Stellen erklären können, und machen wir uns immer wieder bewusst, dass das ganze Alte Testament von Jesus Christus spricht und dass vom Neuen Testament kaum etwas übrig bliebe, wenn man alle Zitate aus dem Alten, alle Anspielungen und Bezüge darauf wegstriche.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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2 Antworten zu Philippus, der schnellste Katechet

  1. Nepomuk schreibt:

    … und damit tritt einer von den gar nicht mal *so* seltenen (aber auch nicht *garantierten*) Fällen von „das paßt *auch*“ ein, wenn diese Texte heute am Fest des hl. Petrus Canisius, des nachreformatorischen Apostels von Deutschland und Verfasser des Katechismus, vorgelesen werden.

    („Wir feiern heute des Fest des hl. Petrus Canisius, welcher den klassischen Katechismus geschrieben hat, der bekanntlich beginnt mit den Worten ‚Wozu sind wir auf der Erden?'“ – und zwanzig ältere Frauen respondieren: „Um den Willen Gottes zu tun und in den Himmel zu kommen.“ Und ich stehe als Ministrant da und denke mir: „Was? Es ist erlaubt, diese Frage zu beantworten zu versuchen? Und das ist die Antwort? Ist ja cool.“ Wobei die *Haupt*verwunderung nicht die über den Inhalt der Antwort, sondern darüber, daß der Antwortversuch nicht unmoralisch war, daß nicht „das ist viel zu geheimnisvoll, als daß man darauf antworten dürfte“ gilt.)

    Ich bin trotzdem dafür, an großen Heiligenfesten, und dieses – kleines g hinüber, kleines g herüber – gehört in Deutschland zweifellos dazu -, die Lesungen vom Fest zu nehmen, aber das hast Du Dir wahrscheinlich schon gedacht.

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  2. Hans-Jürgen Gerhard Caspar schreibt:

    Guten Tag, Nepomuk,
    von Canisius wusste ich bisher noch nichts. Der Internetseite https://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Petrus_Canisius.htm über ihn ist zu entnehmen, dass er ein eifriger Betreiber der Gegenreformation war (die viele hässliche, unmenschliche und unchristliche Facetten hatte) und ein Verbreiter des Hexenwahns.
    Mit freundlichem Gruß
    Hans-Jürgen Caspar

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