Die irrwitzigste Wahlpropaganda, die ich je sah

Eine zum Glück kleine Partei wirbt damit, durch wissenschaftliche Fortschritt den Tod zu besiegen. Ja, ernsthaft. Das ist keine Satire.

Mal abgesehen davon, daß eine schier grenzenlose irdische Lebenszeit durchaus etwas von Horror hat – wenn das wirklich werden sollte, müsste man strengste Geburtenregelung einführen.  Das grenzenlose diesseitige Leben ginge nur auf Kosten des Nachwuchses. Wenn nicht gestorben wird (außer durch Selbstmord aus Langeweile, durch Mord oder schweren Unfall), dann darf auch nicht einfach so geboren werden. Oder hat diese grandiose Partei noch ein paar Extraplaneten auf Lager?

Das bedeutet: Wenn es gelänge, den Tod auf medizinische Weise abzuschaffen, müsste man ihn zugleich auf medizinische Weise vervielfältigen – nämlich durch Unterbindung der Lebendgeburten. Das geschieht zwar bereits in entsetzlichen Ausmaß, aber die Zahl der Abtreibungen würde dann noch weit höher.

Solche Gedankenkonstrukte und solche Parteien sind ein Ergebnis des Unglaubens. Ich unterstelle damit nicht sämtlichen Atheisten derartige Logikferne, aber die weniger gescheiten unter ihnen werden aus Angst vor dem Tod anfällig für solche Vereine.

Merke: Menschen,  die so eine Partei wollen,  dürfen sie auch gründen. Sie dürfen sogar ganz grandios finden, daß sie an die Wissenschaft glauben und nicht etwa an ein verheißenes ewiges Leben ohne Leid und ohne Platzmangel.

Ich freue mich auf das ewige Leben in Gottes Nähe, unabhängig von irdischem Kram. Und von Parteien. Die Idee, fünfhundert, tausend oder mehr Jahre im Erdenleben auszuharren, mag verlockend sein für geschichtsvergessene Kinderfeinde. Für mich ist das nichts.

Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
Dieser Beitrag wurde unter HÖLLISCHES, KATHOLONIEN, WELTLICHES abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu Die irrwitzigste Wahlpropaganda, die ich je sah

  1. Tina S. schreibt:

    Ja, hier im Hannover gab’s die Plakate im vergangenen Herbst auch, und ich musste jedesmal lachen, weil ich das nicht ernst nehmen konnte. Es ist, wie du sagst, nicht zu Ende gedacht (und eigentlich sehr traurig, diese klammernde materielle Weltsicht). Schade, dass ich keine Fotos gemacht habe.
    Schöner Beitrag von dir!

    Gefällt 1 Person

  2. akinom schreibt:

    Da schweigt des Sängers Höflichkeit!

    Gefällt 1 Person

  3. akinom schreibt:

    Noch ein Gedanke: Überall da, wo die christliche Religion schwindet entsteht eine neue Religion hofiert und beworben von Politik und Einheitsjournalismus: , z. B. Gender und „Letzte Generation“.

    Gefällt 1 Person

    • Claudia Sperlich schreibt:

      Das ist wahr, allerdings hoffe ich bei diesem komischen Parteilein, daß der Kult sich doch nicht allzu weit verbreiten wird. So ein ganz bißchen allgemeine Vernunft darf man doch wohl noch annehmen.

      Like

  4. Herr S. schreibt:

    Eine extreme Verlängerung der menschlichen Lebenszeit hätte zudem den Zusammenbruch der Sozialsysteme zur Folge. Völlig unsinniges Ziel…

    Gefällt 1 Person

Kommentare sind geschlossen.