Dies Jahr sieht keiner mit Bedauern enden,
Und doch, es kam aus liebevollen Händen.
Gib, daß nicht Zorn uns das Erinnern trübt,
Daß wir mit Dank auf jedes Gute schauen,
Daß wir auf Dich und Deine Gnade bauen,
Daß neu man Sanftmut und Vertrauen übt.
Coronas Schrecken war noch nicht verloren,
Da ist aus Gier und Hass ein Krieg gegoren,
Die Folgen hat die ganze Welt gespürt.
Herr, lass uns doch voll Dankbarkeit gedenken:
Du schenktest viel, und wir auch durften schenken.
Du bist das Wort, daß einst zum Frieden führt.
Du bist die Wahrheit, bist der Weg, daß Leben.
Wo wir verdarben, was Du uns gegeben,
Verzeih uns, Herr, und gib uns neuen Mut.
Vorm Neubeginn, nach dem vergangnen Alten,
Lass uns in Andacht vor Dir innehalten.
Mach Du das neue Jahr gerecht und gut.
© Claudia Sperlich
Über Claudia Sperlich
Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
Dieser Beitrag wurde unter
KATHOLONIEN abgelegt und mit
meine Gedichte,
Silvester verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den
Permalink.
Schön! Wirklich schön!
LikeGefällt 1 Person
Danke!
LikeLike
Es mag etwas unsolidarisches und egoistisches an sich haben…
aber es wäre wohl andererseits undankbar, nicht anzuerkennen, daß das vergehende Jahr das trotz mancher anstrengenden Sachen und weiterhin unerledigter Dinge vielleicht schönste meines bisherigen Lebens war. Ich sehe es mit Bedauern enden.
Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete,
da waren wir alle wie Träumende.
Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel.
Da sagte man unter den andern Völkern:
„Der Herr hat an ihnen Großes getan.“
Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich.
Wende doch, Herr, unser Geschick,
wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.
LikeGefällt 1 Person
Aber ja, schönes Gedicht, nicht daß das untergeht.
LikeGefällt 1 Person
Ich empfehle das Jahr, Kirche und Welt dem heiligen Papst Silvester
LikeGefällt 1 Person
Sorry, I could not resist. Die Empörung geht nicht gegen Dich, sondern, wie Strophe 1 andeutet, gegen all diese „Fuck off 2022“-Mottoparties.
Silvester 2022
Es ist Silvester. Ich geh auf eine Party,
doch ihr, die „Fuck off“ sagt, könnt euch verpissen.
Dies soll ein schlechtes Jahr gewe’n sein, sagt ihr?
Ihr habt kein’n Plan. Ich muß euch dafür dissen.
Das Jahr, in dem man als politisch nicht Linker
sich endlich üben kann im Opponieren,
soll schlecht gewesen sein? Habt ihr denn schon vergessen,
was vor dem Opponieren war: kompromittieren?
Das Jahr, das mit Corona endlich Schluß macht,
soll schlecht gewesen sein? Habt ihr noch alle?
Und nichtmal nur in England, nein, in Deutschland?
Im deutschen Bundestag, mehr im Zufalle?
Es ist jetzt Krieg, okay. Nicht schön. Doch welch Erstaunen:
auch zwanzig zweiundzwanzig gibt es Helden!
Welch größeres Erstaunen noch, auch zweiundzwanzig
fehlt’s nicht an Barden, ihren Ruhm laut zu vermelden!
Doch nicht so groß wie darum das Erstaunen,
daß selbst ein Deutschland, können tut’s das zwar nit,
in dem Punkt aber tut, und wandelt
auf der Lage krummem Pfad mit sichrem Tritt?
Wer arm ist, hat die Preise zu beklagen,
doch irgendwie bekommen wir’s gebacken.
Wer aber reich ist, darf dafür auch danken,
es fallen aus der Krone halt zwei Zacken.
Apropos Krone. Die setzt auf dem Jahre,
was niemand sich getraut zu postulieren:
Der Papst weiht Rußland der Theotokos Herzen.
Es ist geschafft. Nun kann nichts mehr passieren.
Nein, dieses Jahr war schön, selbst vom Privaten
zu schweigen. Ich kann’s nicht anders finden.
Nun heißt es pflichtbewußt, dem Herrn zu danken.
Was schlecht dran war, das waren meine Sünden.
—
Bemerkung zu Strophe 3: Daß ich diese Nichtentscheidung abfeiere und mehr noch, daß sie als Signal „Corona ist vorbei“ aufgefaßt wurde, beruht nicht auf Ablehnung der Handlung, die sie zur Pflicht machen wollte.
Zu Strophe 6: Die unterste Schicht der Wohlhabenden, wenn sie das auch bleiben will, ist freilich wahrscheinlich am schlechtesten dran: as usual.
LikeLike
Ich finde Krieg und Seuche eben schlimm.
Da bin ich wohl – in Deinen Augen – Heide
und ohne Gottvertrauen. Dennoch nimm
mal an: Dies Jahr tat vielen viel zu Leide.
Corona sei vorbei? Mein Lieber, nein.
Sie ist endemisch, und das heißt: sie bleibt.
Nichts kann passieren? Hör die Menschen schrei’n,
die eine Horde außer Landes treibt.
Daß es ein hartes Jahr war, kann man wissen.
Daß wir zu danken haben, schrieb ich oben.
Mir hat es Herz und Portemonnaie zerrissen.
Ich geb trotzdem nicht auf, den Herrn zu loben.
LikeLike
Leider nicht als Gedicht, aber:
Daß ich mir in diesem Punkt irgendetwas auf mein Gottvertrauen einbilden etc. würde, ist ein Mißverständnis, und das würde ich dann doch gern aufklären. Es handelt sich vielmehr um meine niederen natürlichen Instinkte, von denen ich in einem objektiven Moment sagen würde, daß sie immerhin keine Sünde sind, aber nicht mehr als das, und in einem weniger objektiven mich sogar genieren würde.
Was stört denn an Corona? 1. die Maßnahmen, 2. die Maßnahmen, 3. die Furcht, andere mit einer realistisch gefährlichen Krankheit anzustecken, 4, die Furcht, andere mit einer realistisch gefährlichen Krankheit anzustecken, und 5. daß es eine verheerende Krankheit einmal war, im präzisen Sinn des Wortes.
Alles das trifft nicht mehr zu; das darf man volkstümlich durchaus mit „Corona ist vorbei“ ausdrücken.
Was ist es denn jetzt? Eine Krankheit, die einen ein paar Tage vielleicht außer Gefecht setzt und bei einem einzelnen schonmal gefährlich sein kann. Sagen wir ruhig tödlich gefährlich, in Einzelfällen. na und? Die gleiche vielleichteventuellmal tödliche Gefahr gibt es auch bei Windpocken (die im übrigen unangenehmer sind, aber das tut hier nichts zur Sache), und übrigens auch das Vorhandensein einer wirksamen Impfung, die manche aus ideologischen Gründen ablehnen, gibt es auch bei Windpocken (zu meiner Zeit noch nicht). Interessieren denn irgendjemanden Windpocken? Also, wenn einer sie hat, dann sagt man „Gute Besserung!“ und meint das auch so. Und alle dann und wann betet man, *wenn* man gläubig ist, in der Kirche „für die Kranken: schenke ihnen Gesundheit“ und meint auch das so. Aber im Paradies leben wir nun einmal nicht, und es ist allgemein nicht üblich, darüber zu verzweifeln. Ich gebe gerne zu: Auch wenn ich nicht gläubig wäre, wäre mir mein Wohlbefinden zu wichtig, daß ich mir die Mühe des Verzweifelns ebenfalls nicht machen wollen würde; ich würde mir die Ausrede „wenn ich darüber verzweifeln würde, würde das ja auch nichts bringen“ zurecht legen.
Daß der Krieg scheiße ist, habe ich sehr wohl gesagt und gemeint. Aber auch hier wieder die Betonung, auf die ich doch etwas wert lege: die Nonchalanz liegt *nicht* in erster Linie daran, daß ich an ein Leben nach dem Tod und Auferstehung glaube, sondern daß ich nicht Putin, nicht einmal ein Russe bin. ’s ist leider Krieg und ich begehre, nicht schuld daran zu sein: aber bitte, daß wir uns nicht mißverstehen: Daß ich nicht die Kraft habe, über Dinge zu verzweifeln, die ich nicht ändern kann, solange ich nur habe, was ich zum Leben brauche, also z., B. zu essen, zu trinken usw. (und in *diesen* Bereich der Grundbedürfnisse gehört für mich als Nichteinsiedler eben, aus Schwäche, nicht aus Stärke, auch die nichtnurvirtuelle Gemeinschaft mit anderen (*) ), nicht habe, ist nichts, dessen ich mich als Stärke rühmen würde. Es ist eine Schwäche, die ich nuneinmal habe, so herum. Ich traue mich nur, sie für verzeihlich zu halten.
Also auch beim Widersprechen bitte ich darum, mein Eingeständnis von Schwäche nicht als Prahlerei zu verstehen.
LikeGefällt 1 Person
Fußnote nach „mit anderen“ doch gestrichen, sorry. Frühere Bearbeitung.
LikeLike
Gut, da habe ich was in den falschen Hals bekommen. Bezüglich Corona sind wir uns nicht ganz einig, ich denke schon, daß auch in der endemischen Phase Vorsicht geboten ist. Aber andererseits bin ich da auch nicht überängstlich.
LikeLike