Gedanken beim Aufräumen

Wenn man alles aus seiner Brieftasche herausnimmt, was überflüssig ist, wird sie sehr handlich.

Kundenkarten für Geschäfte, die es nicht mehr gibt. Bons für Dinge, deren Kauf man schon vergessen hat (z.B. Lebensmittel vor drei Monaten). Visitenkarten von Geschäften, die man ganz sicher nicht mehr aufsucht. Visitenkarten von Geschäften, die man so häufig aufsucht, daß man die Geschäftszeiten nun wirklich kennt. Telephonnummern von Leuten, die man nicht kennt. Kärtchen mit Terminen für Lobpreisgottesdienste und Eucharistische Anbetung 2019. Brillenpass 2017 (einen überfälligen Termin zum Sehtest habe ich gerade für nächste Woche vereinbart). Gutscheinbons, die seit Jahren abgelaufen sind. Und ein Notfallpass mit nicht aktuellen Kontaktdaten.

Neuen Notfallpass geschrieben. Einen Haufen Kärtchen und Papierchen weggeworfen. Jetzt ist der Inhalt der Brieftasche leicht und übersichtlich. Das erspart neben dem Gewicht auch umständliche Sucherei. (Umständlich genug wird es bleiben.)

Jetzt guck ich noch, was für Müll den Boden der Handtasche verunziert. Die Situation ist ähnlich, nur chaotischer, die überflüssigen Bons, Bonbonpapierchen, Bonobohaare und was man sonst in die Handtasche gepackt hat, sind nicht säuberlich in kleine Fächer gesteckt (hat diese Tasche nicht), sondern liegen durcheinander. Raus damit! Alles in den Müll!

Und dabei denke ich: So etwa ist auch die heilige Beichte. Dabei wirft man den überflüssigen, belastenden Krempel in Gottes Mülleimer. Danach ist man sauber und aufgeräumt.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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3 Antworten zu Gedanken beim Aufräumen

  1. akinom schreibt:

    Meine Beichtväter und Seelenführer(innen) waren für mich immer „geistige Papierkörbe“. Mich schaudert es angesichts dieses vergessenen Sakraments, das selbst Priester und Ordensleute nicht mehr nutzen und Erstkommunionkinder und Firmlinge gar nicht mehr kennenlernen. Bei meiner letzten Beichte war ich eine von zwei Beichtkindern. Auch der Sinn für Gotteskindschaft geht so verloren. Ein Beichtstuhl in unserer Pfarrkirche wird als Abstellkammer für Putzeimer etc. genutzt, An meinem Abfalleimer in der Küche steht: „Auch Müll im Kopf ist Umweltverschmutzung!“

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Es gibt allerdings durchaus neue Aufbrüche, z.B. in der Charismatischen Erneuerung. (Bei Gottesdiensten der Charismatischen Erneuerung muss man zum Beichten Schlange stehen.) Ihre Sorge, weil so viele Christen gar nicht mehr wissen, wozu Beichte gut sein soll, teile ich dennoch.

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