Aus meiner Küche

Gestern und heute war ich mal wieder, wie mein Vater gesagt hätte, von der wilden Hausfrau gebissen. Gestern: etwa acht Liter Suppe aus Kichererbsen und Gemüse gekocht und eingeweckt, Brotteig angesetzt, Keksteig zubereitet. Beschlossen, heute nicht (wie sonst am Samstag) bei Freunden und bei der Essenrettung zu sein, sondern einen Tag für mich zu haben – eigentlich für Papierkram. Dachte ich.

Heute: Brot gebacken (und zwar noch vor den Laudes, ich war früh wach). Nach Kirche und Frühstück mal eben beim Edeka im Kiez geschaut, ob sie wieder billiges Obst und Gemüse haben – die haben meistens ein Regal mit Sachen, die nicht mehr taufrisch sind, für Beträge unter einem Euro (woran sich jeder Edeka-Laden ein Beispiel nehmen darf). Sie hatten etwas Gemüse und massenhaft Weintrauben. Ich beschloss, alles zu nehmen und Konfitüre und Linsensuppe zu kochen. Jetzt habe ich vier Kilogramm Konfitüre und noch knapp acht Liter Linsensuppe. Eine Portion gab es heute, war sehr gut, bei zwei Gläsern sind die Deckel hochgeploppt, die muss es in der kommenden Woche geben – und der Rest ist Konserve.

Traubenkonfitüre habe ich noch nie gemacht. Einige Gläser sind unten Gelee und oben Konfitüre, weil die Trauben viel Flüssigkeit haben und starken Auftrieb. Aber das kann ja nichts schaden.

Bei der Suppe habe ich zum ersten Mal den Rat einer Freundin befolgt und das Gemüse nur sehr gründlich gewaschen, aber nicht geschält. Also fast gar nichts weggeworfen.

Dann hatte ich noch die Idee, mal wieder Eier sauer einzulegen. Seit ich das gelernt habe, habe ich immer welche im Vorratsschrank – auch das ist eine sehr gute Konserve.

Irgendjemand (entweder ich oder die Untermieterin) hatte den Kühlschrank versehentlich zu kalt gestellt – man kommt allzuleicht an das Stellrädchen. Erfolg: der Keksteig, den ich heute vormittag verarbeiten wollte, war steinhart. Am Abend hatte er dann die richtige Konsistenz. Shortbread! Auch wenn das zweite Blech eine Spur zu dunkel geworden ist: sehr lecker.

Und hier meine Küchenerzeugnisse – in Wirklichkeit sind es natürlich viel größere Mengen.

Natürlich ist es nicht meine Schuld, daß ich etwas auch Wichtiges statt etwas noch Wichtigerem getan habe. Es ist erstens gut, daß ich wirklich mal einen Tag für mich hatte (nach sehr arbeitsreicher Woche). Zweitens denkt man ja in diesen Zeiten viel darüber nach, was man eigentlich macht, wenn man mal weder Strom noch Gas hat. Und da sind Konserven, die man auch kalt essen kann, gut zu haben. Also, wenn ich heute andere Dinge, die nun bis Montag warten müssen, nicht getan habe, ist allein Putin schuld.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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