Im Zusammenhang mit Corona (und vorher im Zusammenhang mit Terrorismus, Umweltkatastrophen und anderen Fährnissen) lese ich es in den sozialen Medien immer wieder: Das ist die Endzeit! Gefolgt in schöner Regelmäßigkeit von einer Haltung wie „Man kann eh nichts mehr machen, Terrorbekämpfung, Katastrophenschutz und Impfungen sind für die Katz, weil ja eh die Endzeit gekommen ist“.
Zunächst einmal sagt Jesus Christus klar genug, daß Er wiederkommen wird – und daß wir nicht wissen können, wann. Sodann gibt es Zeichen der Zeit, die auf das kommendene Ende deuten, schon ein bißchen länger als facebook. Und schließlich hat der Herr an keiner Stelle gesagt, daß eigen- und fremdverantwortliches Handeln ab einer bestimmten Menge von Zeichen der Zeit für die Katz sei. Im Gegenteil: Wir sollen treue Verwalter bis zum Ende sein.
Und schließlich: Was wir als Zeichen der (End)Zeit verstehen können, hat noch nie das Weltende innerhalb einer Generation bedeutet. Viele dieser Zeichen sind schon vor langer Zeit gewesen. Andere wiederholen sich, und noch andere stehen noch aus. Wir sollen sie erkennen, und wir sollen beten und auf den Herrn hoffen. Aber wir sollen zwei Dinge bestimmt nicht: resignieren und so tun, als sei alles egal.
Wie viele Christen hoffe ich auf die Wiederkunft, und mir wäre es heute lieber als morgen. Irgendwann, und vielleicht schon jetzt (vielleicht aber auch viel später), wird die letzte Generation der Menschheit leben aber wir wissen „weder Tag noch Stunde“. Die Endzeit, in der wir leben, wurde von Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt eingeläutet. Aber so tun, als wäre Seuchenbekämpfung unsinnig, weil der Herr eh vor der Tür steht – das ist, als ob der schlechte Verwalter sagt „Der Herr ist eh hart, da brauche ich mich um Ehrlichkeit gar nicht zu mühen“.
Ich war Mitte Zwanzig, als eine frühere Schulkameradin mir sagte, man müsse nichts für den Umweltschutz tun, da das Weltende ohnehin vor der Tür stehe. Nun bin ich fast Sechzig und höre mancherorts (und weit öfter, als daß ich es als sonderbare Einzelmeinung abtun könnte), man müsse nichts gegen eine grassierende Pandemie tun, weil das Weltende eh nahe sei. Für mich klingt das wie: „Raucht, sauft, nehmt Drogen, rast unangeschnallt – sterben müssen ja eh alle.“
Wenn wir nicht nur in der Endzeit leben (was wir seit knapp zweitausend Jahren tun), sondern wirklich im letzten Fitzelchen Zeit, wenn morgen oder nächste Woche oder jedenfalls vor Neujahr der Herr wiederkommt, sollten wir alles dafür tun, daß Er uns wachsam und nüchtern vorfindet, also unvernebelt von Verschwörungsmythen. Und wenn die Zeit noch ein wenig länger dauert, kann so ein Leben auch nicht schaden.
„Bewahre uns vor Verwirrung und Sünde“ ist mein Sturmgebet in diesen apokalyptischen Zeiten.
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Es gibt eine schöne Geschichte aus Amerika: Im 18. oder 19. Jahrhundert tagte dort irgendwo ein Parlament. Da trat eine Sonnenfinsternis ein. Eine Panik drohte auszubrechen, weil man den Weltuntergang befürchtete. Daraufhin sagte ein Abgeordneter: „Meine Herren, es gibt jetzt nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Herr kommt – dann soll er uns bei der Arbeit finden. Oder er kommt nicht – dann besteht kein Grund, unsere Arbeit zu unterbrechen.“ Das sollten wir uns auch heute zu Herzen nehmen.
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Genau so ist es! Und so schön, daß es egal ist, ob die Anekdote wirklich und wahrhaftig so geschehen ist.
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