Walter Map (1140-1208/10) spottet einerseits über die in seiner Zeit etwas leichtfertig gehandhabte Praxis des Kirchenbanns; andererseits mit dem (leider unübersetzbaren) Wortspiel pileum (Hut, aber auch Bischofsmitra) wohl über einen ihm bekannten Bischof.
raptor mei pilei morte moriatur, mors sit subitanea nec prævideatur, et pœna continua post mortem sequatur, nec campis Elysiis post Lethen fruatur! raptor mei pilei sæva morte cadat, illum febris, scabies et tabes invadat, hunc de libro Dominus vitæ suæ radat, hunc tormentis Æacus cruciandum tradat! eius vita brevis sit pessimusque finis, nec vivat feliciter hic diebus binis, laceret hunc Cerberus dentibus caninis, laceratum gravius torqueat Erinnys! excommunicatus sit agro vel in tecto, nullus eum videat lumine directo, solus semper sedeat similis deiecto, hinc pœnis Tartareis cruciet Alecto! Hoc si quis audierit excommunicamen et non observaverit præsulis examen, nisi resipuerit corrigens peccamen, anathema fuerit! fiat, fiat! Amen.
Und auf Deutsch:
Der mir meinen Hut geklaut sei dem Tod verfallen, unversehens soll der Tod jählings in befallen, ewge Strafe folge dann seinem Tod hinieden, hinter Lethe sei ihm kein Paradies beschieden! Der mir meinen Hut geklaut fall durch böses Sterben, Fieber soll und Räude ihn, Pest soll ihn verderben, und es streiche ihn der Herr aus dem Lebensbuche, daß ihm endlich Æacus Henkersqualen suche! Kurz sei seines Lebens Bahn, endend voller Grauen, nicht zwei Tage soll er hier Lebens Glück erschauen. Cerberus zerreiße ihn mit den Hundefängen, den Zerrissnen härter noch die Erynnien drängen! Auf dem Land wie in der Stadt sei er ausgeschlossen, niemand blick ins Auge ihm grad und unverdrossen, gleich Verworfnen sitze er einsam an der Seite, bis Alecto endlich ihm Höllenqual bereite! Alle, denen zu Gehör dieser Bann gekommen - und die unsers Bischofs Wort folgen nicht, des frommen, ferner Sünden nicht bereun, nicht zur Beichte kamen, seien ebenso verflucht, ja, so sei es! Amen. © Nachdichtung: Claudia Sperlich
Unsere Sache ist es nicht Sünder zu verfluchen, sondern um ihre Reue zu beten. Schon gar nicht können wir dem Herrn empfehlen, wer beim Endgericht zu den Schafen zur Rechten und wer zu den Böcken zur Linken zugerechnet werden soll. Oder habe ich das Gedicht falsch verstanden?
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Walter Map macht sich, wie einleitend erklärt, über eine Unsitte der damaligen Kirche lustig. Er tut das auf eine sehr witzige Weise. Bitte, ganz genau die Einleitung lesen, die steht da mit voller Absicht.
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