Missbrauch eines Altars

Kürzlich schrieb ich über ein ökumenisches Gottesdienst-Event in der St. Canisius-Kirche in Berlin anlässlich des CSD. Ich wurde um genauere Begründung meines Missfallens gebeten.

Vor dem Altar lag eine Regenbogenfahne, eine weitere hing über dem Ambo. Um Missverständnisse auszuschließen: es handelte sich um die sechsfarbige Fahne, die seit langem als Symbol der LGTB-Bewegung etabliert ist – nicht um den siebenfarbigen Regenbogen, der Zeichen des Bundes mit Gott ist. Der in Gen. 9,13-17 genannte Bundesschluss ist ein souveräner Akt Gottes, nicht des Menschen:

Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen Mir und der Erde. Balle Ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke Ich des Bundes, der besteht zwischen Mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt. Steht der Bogen in den Wolken, so werde Ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den Ich zwischen Mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe.

Zugleich bestätigt der Schöpfergott damit Sein Werk. In Gen. 1,26-28 heißt es ja:

Dann sprach Gott: Lasst Uns Menschen machen als unser Bild, Uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als Sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf Er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!

Der zweite Schöpfungsbericht (Gen. 2,18-23) führt es genauer aus:

Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist. Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war, fand er nicht. Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der HERR, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; denn vom Mann ist sie genommen.¹

1. Im Hebräischen ein Wortspiel: ish – Mann, isha – Frau.

Was die Heilige Schrift hier in großen Bildern sagt, gilt! Männlich und weiblich schuf Gott den Menschen; die Geschlechter ergänzen einander, und ohne den Beistand der Frau findet sich der Mann in der Welt nicht zurecht, auch wenn er alles erkennen und benennen kann. Mann und Frau sind von einer Art und ergänzen einander.

Die Sintflutgeschichte endet versöhnlich – Gott legt Seinen Kriegsbogen in die Wolken und widmet ihn um zum verbindlichen Zeichen Seiner Treue und Fürsorge. Zugleich ist der Mensch aufgerufen, Gottes Bund zu beachten. Daß Sexualität zwischen Mann und Frau stattfindet und mit Fruchtbarkeit zu tun hat, wird in diesen alten Texten ohne weitere Erläuterung als gottgegeben erklärt. Spätere biblische Texte bis zu Paulus betonen mit Schärfe, daß homosexuelle Akte (und nicht bloße homosexuelle Veranlagung, die nicht thematisiert wird) in sich schlecht sind.

Aber Gott liebt doch alle Menschen! – Ja, aber Er liebt nicht alle Handlungen. Wir sind frei, zu entscheiden, was wir tun. Der Katechismus der Katholischen Kirche (2357-2359) ist deutlich genug zu dem Thema.

Der Ambo ist der Ort, von dem aus das Wort Gottes verkündet und ausgelegt wird. Es ist widersinnig, ihn mit einem LGTB-Symbol zu schmücken.

Der Altar, der Opfer- und Mahltisch, wo die Eucharstische Wandlung von Brot und Wein zu Fleisch und Blut des Herrn geschieht, ist Zeichen für Jesus Christus, für das fleischgewordene Wort Gottes, für Gott. Ob man einen Altar und seinen Schmuck schön findet oder nicht, ist zwar auch Geschmackssache. (So mag ich keine rosa Anthurien, andere finden rosa Anthurien wunderschön, und wenn der Blumenschmuck rosa Anthurien enthält, kann ich sagen: Nicht mein Fall, aber sie sind zu Gottes Ehre da hingestellt.) Aber ein Symbol der LGTBetc.-Bewegung stellt in sich einen Widerspruch zu Gottes Wort dar. Als Altarschmuck ist es ein überdeutliches Zeichen des Ungehorsams. Die Aussage ist: „Wir behaupten, Gott zu lieben, und was Er zum Thema Sexualität sagt, ist uns egal. Wir glauben, daß die Kirche der richtige Ort für Gottesdienste ist, und ignorieren geflissentlich die Sexuallehre der Kirche.“

Ich möchte trotz aller Enttäuschung über P. Jan Korditschke SJ, der diesen sonderbaren Gottesdienst und Altarschmuck zuließ und guthieß, kein pauschales Genörgel über die Societas Jesu veranstalten. Stattdessen lasse ich abschließend einen anderen Jesuiten unserer Zeit zu Wort kommen.

P. Gianfranco Matarazzo SJ schreibt in seinem Essay About Chastity zwar über das mönchische Keuschheitsgelübde. Aber Christen sind ja ausnahmslos zu einem keuschen Leben gerufen, in dem Sexualität so heilig ist, daß sie nur im Schutz einer christlichen Ehe stattfindet. Ich zitiere einige Absätze in meiner Übersetzung:

Authentische Keuschheit ist kein Alibi, um gegenüber Frauen einen Argwohn oder – noch schlimmer – eine unreife Herablassung zu hegen. Stattdessen ist der Ordensmann berufen zu zeigen, daß er die freie Wahl der Weise bejaht, in der er seine Sexualität äußert, eine Weise, die dem Beispiel Jesu folgt und die Beziehungskräfte des Ordensmannes – besonders wenn er Priester ist – im apostolischen Dialog öffnet. Der Jesuit ist gerufen, Person zu werden, authentische Person, immer freier für und wie Christus, für Sein Reich und für andere.

Und es kann auch geschehen, daß die Liebe zu Christus, die einen Ordensmann zur Keuschheit motiviert, anderen Menschen die Sehnsucht nach Reinheit vermittelt.

Keuschheit kann nur von jenen geliebt und gelebt werden, die einen Sinn für Gott und für Sein Handelns in uns und durch uns haben. Diesen Sinn für Gott zu haben bedeutet einen Sinn für das Mysterium Christi zu haben und vor allem all das in unserem Verstand, unserem Willen unseren Gewohnheiten zu reinigen, was mit Jesu Leben und Lehre nicht übereinstimmt.

Werbung

Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
Dieser Beitrag wurde unter HÄRETISCHES, KATHOLONIEN abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Missbrauch eines Altars

  1. Mariechen schreibt:

    Liebe Claudia mit den „sieben“ Farben des Regenbogens hast du mich komplett abgehängt. Also im Physikunterricht der Mittelstufe sind es 6 Farben im sichtbaren (rot, orange, gelb, grün, blau, violett) und 2 im unsichtbaren Bereich (Ultraviolett und Infrarot), insgesamt 8. Und in der gymnasialen Oberstufe lernt man dann, dass es eigentlich unendlich viele Farben gibt, das Spektrum ist kontinuierlich.

    Gefällt 1 Person

    • Claudia Sperlich schreibt:

      Dank für diesen Hinweis.
      In der Kunst werden üblicherweise sieben Farben dargestellt – Blau wird „aufgeteilt“ in Hellblau und Dunkelblau.
      In Physik bin ich leider eine Niete.
      Hier ist ja aber eindeutig von der im weitesten Sinne künstlerischen Darstellung des Regenbogens im Christentum die Rede.

      Like

  2. Hans-Jürgen Caspar schreibt:

    Guten Tag, Frau Sperlich und Mariechen,

    interessant im Zusammenhang mit den Regenbogenfarben finde ich diese Internetseite: https://99designs.de/blog/design-tipps/regenbogen-7-farben/.

    Viele Grüße
    Hans-Jürgen Caspar

    Like

    • Claudia Sperlich schreibt:

      Interessanter Artikel, wobei ein Satz schlicht unsinnig ist: „Und daher haben wir heute sieben Tage in einer Woche“. Das ist nun wahrlich älter als Pythagoras.

      Like

    • Mariechen bloggt schreibt:

      Grüß Gott, Herr Caspar, der verlinkte Artikel ist zwar halbwegs allgemeinverständlich, aber in vielen Einzelheiten ungenau oder falsch. Im Physik-Unterricht würde ich den auf keinen Fall verwenden. Die 7-Tage-Woche stammt aus dem Jahr 1000 vor Christus, und die 7 sogenannten „Todsünden“ haben mit Pythagoras, Aristoteles & co. auch nichts zu tun.

      Gefällt 1 Person

  3. Mariechen bloggt schreibt:

    Ergänzung: Die „1000 v. Chr.“ sind nur eine grobe Schätzung – die Exegeten sind sich da auch noch nicht ganz einig. Und wenn das British Museum alle seine Keilschrifttafeln entziffert hat, schiebt sich die Entstehung des 1. Buch Mose (Genesis) vielleicht noch weiter in die Vergangenheit.

    Like

  4. Herr S. schreibt:

    P. Korditschke könnte ggf. sein Öffnen der Kirche mit Jesu in den Evangelien bezeugt Tischgemeinschaften mit Zöllner, Dirnen und Sünder begründen, mit denen der Herr erwiesenermaßen keine Berührungsängste hatte.

    So weit, so gut. Aber der Herr hat diese Menschen versucht zu retten und zu bekehren und sie nicht in ihrem sündigen Tun etwa noch segnend bestärkt.

    Kann man das von der genannten kirchl. Veranstaltung auch sagen?

    Wurden hier nicht vielleicht doch eher ein kirchl. Raum, insbesondere der Altar und Ambo, wo die hl. Eucharistie bzw. die Verkündigung von Gottes Wort und Weisung stattfinden, für LGBT-Propaganda umfunktioniert und missbraucht?

    Like

Kommentare sind geschlossen.