Ich hisse keine Regenbogenfahne.

Was der Regenbogen in jüdischer und christlicher Geschichte und Gegenwart bedeutet, habe ich hier bereits bedichtet. Ich habe also keineswegs grundsätzliche Vorbehalte gegen die Darstellung des Regenbogens. Das Bild, daß Gott nach der großen Flut Seinen Kriegsbogen ablegt und der Regenbogen damit zum ewigen Versöhnungszeichen zwischen Gott und Mensch wird, gefällt mir. Ich weiß, daß der Regenbogen durch Lichtbrechung in zahlreichen Wassertropfen entsteht, also ganz natürlich – aber sowohl die Natur als auch mein ästhetisches Empfinden und die religiöse Deutung sind von Gott gegeben. Ich habe kein Problem damit, den Regenbogen als erklärbare Naturerscheinung zu verstehen und zugleich bei seinem Anblick an Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu denken – und an den Bund zwischen Gott und Mensch, dessen Zeichen er ebenfalls ist.

Ich habe auch kein großes Problem damit, daß andere Menschen die Regenbogenfarben (z.T. um das Hellblau reduziert) auf Fahnen und Ansteckern tragen als Zeichen von allem Möglichen Guten (Frieden, Liebe, Toleranz usw.). Wenig Probleme habe ich damit, daß sie sich mit der abgewandelten Regenbogenfahne als homosexuell outen und zugleich dies als gut darstellen. (Das finde ich zwar falsch, sehe es aber nicht als meine Aufgabe, alle Menschen ungefragt auf alle Fehler hinzuweisen, die sie machen oder glauben.) Ich kaufe auch dann im Supermarkt ein, wenn er mit Regenbogen beflaggt ist. Tatsächlich fände ich es weit eher grenzwertig, wäre der Supermarkt in den Farben des Vatikan, also Gelb/Weiß, beflaggt – das sähe nach Kommerzialisierung der Religion aus. (Schwul sein zu kommerzialisieren finde ich zwar auch falsch, ist aber nicht meine Angelegenheit.)

Ich habe ein großes Problem damit, daß Menschen, die keine Regenbogen-Anstecker oder -Fahnen oder -Beleuchtungen zeigen, als intolerant und homophob verschrien werden. Ich habe ein Problem mit Regenbogenfahnen vor Gebäuden und Einrichtungen, die zu politischer und religiöser Neutralität verpflichtet sind (z.B. Rathäusern). Auch vor Gebäuden, in denen die Pflege der katholischen Lehre Pflicht ist (katholischen Kirchen und zur katholischen Kirche gehörenden Gebäuden) sind Regenbogenflaggen fehl am Platz wegen der allgemein akzeptierten Deutung der Regenbogenfarben als „Toleranz gegenüber allem, außer der katholischen Lehre“. Wozu entsprechende Kreidezeichnungen führen, habe ich hier beschrieben – einen Lappen habe ich immer dabei.

Übrigens wird das Wort Toleranz meist falsch benutzt. Toleranz heißt Duldung, Gewährenlassen. Die Regenbogenfahne wird sehr oft unter dem Deckmantel der Toleranz als Zeichen für und Forderung nach Akzeptanz angebracht. Akzeptanz ist aber etwas grundsätzlich Anderes als Toleranz. Ich kann nicht moralisch verpflichtet werden, etwas zu akzeptieren (also richtig zu finden), was ich falsch finde. Versucht’s, und Ihr habt ein Problem mit der Logik.

Die derzeitige Flut an Regenbogenbeflaggung wird nach meiner Einschätzung niemanden auf der Welt toleranter werden lassen. Sollte sie doch dazu führen, daß wesentlich mehr Menschen (Drag Queens ebenso wie katholische Priester und alle anderen auch) gerecht und so freundlich wie möglich behandelt werden und daß wesentlich weniger Menschen alles übelnehmen, was ihrer Meinung widerspricht, dann nehme ich alles zurück und kauf mir einen Regenbogenanstecker. (Ich bin sicher, diese Investition bleibt mir erspart.)

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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Eine Antwort zu Ich hisse keine Regenbogenfahne.

  1. akinom schreibt:

    „Wehren wir uns gegen diese Form der Diktatur!“ Unter diesem Titel hier ein kath-net-Beitrag mit wichtigen Aspekten, die diesen Beitrag kommentieren möchte. Ich sehe in dem Missbrauch des biblischen Zeichens auch eine unchristliche Religion und Ideologie: Hier der Beitrag:
    „Forum Deutscher Katholiken kritisiert Regenbogen-Propaganda beim Fußballspiel in München „In freiheitl.Gesellschaften wird d.Sport von Aktionen polit.Ideologie freigehalten. Ideologisierung des Sports für deren Zwecke praktizieren totalitäre Systeme –
    München (kath.net)
    Das Forum Deutscher Katholiken wehrt sich gegen die Propaganda gegen Ehe und Familie im Rahmen des Länderspiels Deutschland gegen Ungarn. „In freiheitlichen Gesellschaften wird der Sport von Aktionen politischer Ideologie freigehalten. Die Ideologisierung des Sports für deren Zwecke praktizieren totalitäre Systeme.“, heißt es in einer Aussendung. Das Forum verweist darauf, dass sich der Protest von öffentlich-rechtlichen Medien mit dem Vorwurf von Homophobie mitgetragen wurde. „Er richtet sich gegen ein Gesetz der ungarischen Regierung, das ein Verbot von Büchern und Filmen in der schulischen Aufklärung vorsieht, in denen alle Formen von Sexualität als gleichwertig dargestellt werden. Die Aufklärung heranwachsender Kinder und Jugendlicher gehöre ins Eltern. In der Münchner Regenbogeninitiative zeigt sich, dass der Relativismus, der keine verbindlichen Werte anerkennt, in einen neuen Dogmatismus umschlägt, der die Grundordnung der Gesellschaft deformieren will. Er wird von Medien mitgesteuert und er versucht in einer Art von Pseudo-Aufklärung „alle dem Überdogma des Relativismus zu unterwerfen“ (Joseph Ratzinger).“
    Abschließend erinnert das Forum an eine Umfrage der Demoskopie Allensbach bei nur mehr etwas weniger als die Hälfte der Deutschen meinten, man könne seine politische Meinung noch frei äußern. „Der Druck geht nicht von der Mehrheit, sondern von der Minderheit. Wehren wir uns gegen diese Form der Diktatur!“, so Hubert Gindert, der Sprecher des Forums

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