Gebet ist die Wurzel

In der Kirche St Peter und Paul in Potsdam (und nicht nur dort) gibt es seit einiger Zeit eine seltsame Bewegung weg vom Lehramt und hin zur Beliebigkeit. Das veranlasste eine gar nicht so kleine Schar von Gläubigen eben dieser Gemeinde zu einer Bußwallfahrt von Potsdam nach Spandau (ein sechsstündiger Fußweg). Eine Freundin war dabei und fragte mich, ob ich auch zu der Messe in St Marien im Behnitz, Spandau, wollte. Ich wollte gern und schwang mich auf mein Fahrrad (von Berlin-Friedenau nur 1,5 Stunden Fahrweg, noch dazu im Sitzen, ich hatte es also recht bequem). Ich war zeitig dort und wurde gleich als Lektorin engagiert.

Es war eine gute Zeit der stillen Anbetung, eine schöne, feierliche, frohmachende Messe und eine Predigt, die es in sich hatte. Ich gebe hier keine Mit- oder Nachschrift, sondern in meinen Worten das, was ich daraus gezogen habe.

Gestern feierte die Kirche die Heiligen Philippus und Jakobus, die den unverwässerten Glauben mit ihrem Blut besiegelt haben. In der Predigt ging es vor allem darum, daß der Glaube auf Gebet angewiesen ist. Ohne Gebet, und zwar tägliches, treues, beständiges Gebet, nicht nur so ab und zu mal, hat der Glaube keine Chance. Überall wo Christen aufhören zu beten, hören sie irgendwann auch auf zu glauben – oder glauben halt irgendwas, egal was, nur nicht mehr das, was Jesus und die Kirche lehren. Zuerst nicht mehr so ganz, dann nicht mehr ganz so, dann ganz und gar nicht mehr.

Es ist mit dem Glauben und dem Gebet so wie mit der Ehe und der Liebeserklärung. Wenn ein Paar aufhört, sich gegenseitig die Liebe zu versichern – in Wort und Tat und täglich -, dann wird es auch über kurz oder lang kein Paar mehr sein. Vielleicht noch eine Zweckgemeinschaft oder eine Bettgemeinschaft oder zwei Menschen, die zufällig im gleichen Haus wohnen – aber nicht mehr. Ohne Gebet wären wir nur noch Menschen, die zufällig mal getauft wurden und zufällig in einem irgendwie christlich geprägten Land leben.

Wir haben gegen diese Zerbröselung des Glaubens kein anderes Mittel als den Glauben selbst und das Gebet, ohne das er nicht bestehen kann. Nicht einmal der Empfang der Sakramente ist ohne Gebet, ohne innere Beteiligung sinnvoll und auf Dauer möglich. Wer sich das Beten abgewöhnt, wird sich auch das Beichten abgewöhnen und dann den Kirchgang, den Empfang der Eucharistie, jede Beteiligung an der Kirche, zu der er doch durch die Taufe gehört. Durch das Gebet wird die Kirche getragen.

Sicher: Jesus Christus hat die Kirche gestiftet, und Er hat versprochen, daß nicht einmal die Pforten der Hölle sie überwinden werden (viel weniger die Haustüren ungläubiger Kirchgänger). Aber Er hat nicht gesagt, daß Deutschland nie wieder Heidenland und Missionsgebiet wird. Zur Hälfte ist es ja schon beides wieder.

Machen wir es wie Philippus und Jakobus und wie später die Missionare in Germanien: Beten, sagen, was Christentum ist, Christentum vorleben. Treu bleiben. Humor behalten, wenn wir dafür auf die Nase kriegen. Mehr können wir nicht, mehr müssen wir nicht. Wir haben übrigens moderne Mittel, können uns besser denn je vernetzen, und bewaffnete Überfälle durch erzürnte Heidenstämme sind auf dem Weg zwischen Potsdam und Spandau nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich.

Betet ohne Unterlass! (1 Thess. 5,17)

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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