Chauvinismus im Namen der Emanzipation

Mehrere Männer wurden zu Diakonen geweiht. Sie sind auf dem Weg zum Priesteramt. Unter dieser schönen Nachricht tobt eine Kommentarschlacht, aus der ich nur zwei Zitate (in Originalschreibweise) bringe.

Eine Frau wütet mehrere Kommentare lang, wie ungerecht das ist. Ihrer Ansicht nach ist jeder Mann, der sich zum Priester weihen lässt, an der Unterdrückung der Frauen schuld. Ihr Rant gipfelt in den Worten: „Das ist keine Verallgemeinerung, sondern ein Faktum: ALLE Frauen werden diskriminiert, auch die, die das selber nicht spüren oder nicht wahrhaben wollen!!“

Heul doch, Frau. Ich weiß sehr genau, wie Diskriminierung sich anfühlt, und erst in der katholischen Kirche habe ich eine Gemeinschaft gefunden, in der ich nicht diskriminiert werde. Implizit allen Frauen, die sich in der Kirche angenommen wissen, an den Kopf knallen, daß sie einfach nicht merken, wie schrecklich diskriminiert sie sind, ist hochnäsig und ahnungslos zugleich.

Ein Mann macht auf intellektuell und lässt sich ebenfalls in mehreren Kommentaren über die Ungerechtigkeit der Kirche aus. Ich nehme die Kirche (und die Priester) in Schutz. Darauf er: „Werde sie das was sie wollen, Priesterin, Schornsteinfegerin, Polizistin, Putzdame beim Pastor oder was sie auch immer wollen. Sie können auch Dinerin werden wenn sie das beglückt.“

Obwohl die zuerst zitierte Frau ziemlich viel Platz in der Kommentarschlacht einnahm, ist der Gesamteindruck wieder einmal: Es gibt mehr Männer als Frauen, die mit unangenehmen ad-hominem-Argumenten (oder vielleicht sollte ich sagen: ad-mulierem-Argumenten) jede Frau, die die Kirche liebt und das Kirchenrecht richtig findet, als kleines Dummchen darstellen. Bei dem zweiten Zitat kommt viel zusammen: Verachtung von Putzfrauen und Dienerinnen (ersteres war ich öfter, letzteres – Dienerin Gottes – möchte ich gerne sein), Hochmut, der Wille zu verletzen. Und das ist vollkommen typisch für Männer, die unbedingt Priesterinnen wollen. Sollte es jemals eine schismatische Kirche mit Priesterinnen geben, wären diese Kerle die ersten, die über die armen Frauen herfielen (vielleicht wegen schlecht sitzendem Ornat, wegen zu großer Sorgfalt bei der Kleidung, wegen miserabler oder viel zu ausgefeilter Primizpredigt, unschönem oder viel zu schönem Gesicht… was weiß ich).

Wenn ich jemals von einer Kirchenreform überzeugt werden soll, benehmt Euch nicht wie Heulsusen und nicht wie arrogante Ekel, Ihr Damen und Herren Reformer.

Daß ich keine undifferenzierte Männerhasserin werde nach solchen Anwürfen, ist nächst einer Reihe wundervoller Männer in meinem Bekanntenkreis der Kirche zu verdanken, in deren Schoß ich immer wieder Ruhe finden kann.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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4 Antworten zu Chauvinismus im Namen der Emanzipation

  1. Herr S. schreibt:

    Sie sind eine mutige und tapfere und auch wortgewaltige Streiterin für den Herrn und Seine Kirche – mein aufrichtig-ungeteilter und ehrlich gezollter Respekt dafür!

    Natürlich tun die bis ins Persönliche gehenden Angriffe auch weh.

    Aber denken Sie an die Worte des Herrn aus Mt5, 11-12:

    „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.

    Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel. So wurden nämlich schon vor euch die Propheten verfolgt.“

    Trotzdem – ruhen Sie sich nach solchen verbalen Schlachten und Scharmützel auch aus und lassen Sie die vielleicht Ihnen geschlagenen Wunden erstmal in Ruhe verheilen, bevor Sie sich in neue Auseinandersetzungen begeben.

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Dank für diese Worte. Ja, genau das will ich erstmal… ausruhen und über andere Dinge schreiben. Und, so gut ich kann, für die Betreffenden beten. Und vielleicht manchmal auch über dies Streitgespräch lachen.

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  2. Herr S. schreibt:

    Hierzu noch auszugsweise ein humorvolles Kurz-Gedicht von Fred Endrikat:

    Einem Boxer ins Stammbuch

    Du brauchst dich deiner Hiebe nicht zu schämen,
    denn Geben ist bekanntlich seliger als Nehmen.

    Was du nicht willst, das man dir tu,
    das füg auch keinem andern zu.

    Pariere klug und ziele gut
    und laß die Rechte niemals wissen, was die Linke tut.

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