Über Quelle und Gipfel unseres Glaubens habe ich schon öfter geschrieben, z.B hier und hier. Das Eucharistie- bzw. Abendmahlsverständnis verschiedener Konfessionen unterscheidet sich teilweise gravierend, teils nur wenig – dennoch ist eine interkonfessionelle Mahlgemeinschaft nicht möglich, schon weil man damit die Überzeugung der je anderen Konfession nicht ernst nehmen dürfte. Dies vorausgeschickt, schreibe ich über die Eucharistie aus katholischer Sicht; der geneigte Leser wird mir zugestehen, daß ich diese Sicht für die beste halte.
In Joh. 6,32-59 kündigt der Herr in der Synagoge von Kafarnaum bereits an, daß Er sich im Wortsinn verzehren lassen wird. Dem Unverständnis einiger Jünger begegnet Er mit einer Ankündigung Seiner Himmelfahrt – und daraufhin haben einige endgültig genug von der Jüngerschaft. Petrus spricht aber für den Kreis der Zwölf – es gibt für sie gar keine andere Möglichkeit, als Jesus, dem Messias, zu folgen.
Die Einsetzungsberichte finden wir bei den Synoptikern und im Brief an die Korinther. Jesus Christus sagt eindeutig: Das Eucharistische Brot ist Sein Leib, der Eucharistische Wein ist Sein Blut. Paulus hat die Eucharistie als regelmäßigen Ritus kennengelernt und betont Bedeutung und Würde der Eucharistie in einer kleinen Katechese (1 Kor. 11,26-34). Wenn wir Jesus Christus und dem Neuen Testament vollkommenen Glauben schenken, können wir gar nicht anders als die Eucharistie als Christi Fleisch und Blut verstehen – als den lebendigen Gott in Gestalt von Brot und Wein.
Johannes schweigt über das Paschamahl (von der erwähnten Ankündigung abgesehen). Dafür beschreibt er (Joh. 13,1-20) als einziger die anschließende Fußwaschung, bei der der Herr sich zum Knecht der Apostel macht. Er belehrt Petrus über die Notwendigkeit dieser Zeichenhandlung und darüber, daß sie in genau dieser Form vollständig ist, und Er macht deutlich: In dieser Weise sollen alle Jünger ihren Nächsten dienen.
Wir werden von Gott mit Gott gestärkt, um dann unseren Mitmenschen (und Ihm, den wir im leidenden Nächsten erkennen sollen) dienen zu können. Aber die Eucharistie ist nicht bloß Stärkung zum Dienst, Mahlzeit für die Arbeiter. Wir haben in ihr innigste Gemeinschaft mit Gott. Gott kehrt die Verhältnisse um, Er liefert sich uns aus, macht sich zerbrechlich, riskiert, daß Sein Leib und Blut zerstört und verschüttet wird (und genau das ist ja am Kreuz geschehen). Er bleibt über Tod, Auferstehung und Himmelfahrt hinaus sinnlich wahrnehmbar, greifbar und doch unbegreiflich.
Der unendliche Gott wird nicht vermehrt (obwohl seit Beginn der Christenheit tonnenweis Hostien und Wein konsekriert wurden) und nicht vermindert (obwohl die Hostien gegessen werden, der Wein getrunken wird), Er wird auch nicht verändert (obwohl leider neben Fehlern aus Ungeschick oder Unwissen auch Hostienfrevel vorkommen). Er ist und bleibt Gott.
Man kann dennoch nicht sagen, daß es Gott „nichts ausmacht“, wenn die Eucharistie ohne Ehrfurcht oder unvorsichtig behandelt wird. Er will ja unser Heil, dazu ist über allem die Eucharistie da. Es macht Ihm sehr wohl etwas aus, wenn Seine Kinder sich gegen das Heil wehren. Väter und Mütter schauen ja auch nicht achselzuckend zu, wenn das Kind etwas zugleich Dummes und Gefährliches tut.
Gott wandelt durch die Worte des Priesters Brot und Wein in sich selbst und liefert sich uns aus. Vor diesem Wunder, dieser Hingabe kann ich nur staunen und beten. Gott nährt mich mit sich selbst! Im Tabernakel lässt Er, der immer und überall da ist, sich in Brotgestalt aufbewahren, ist leiblich anwesend. In der Monstranz lässt Er sich betrachten. Die Anbetung vor dem Tabernakel, die noch intensivere Anbetung vor dem sichtbaren Herrn in der Monstranz, ist meine tägliche Kraftquelle, meine seelische Stärkung, oft auch körperlich spürbar. Selbst wenn ich fahrig und innerlich mit hundert anderen Dingen beschäftigt bin und mir echte Anbetung nicht gelingen will, werde ich durch das bloße Verharren vor dem Tabernakel ruhiger und froher.
Die Wahrheit der Wandlung wird manchmal wunderbar bestätigt. Der erst 15jährig an Leukämie verstorbene Selige Carlo Acutis hat bereits mit elf Jahren eine Internetseite über Eucharistische Wunder erstellt. Noch wichtiger, er konnte anderen Jugendlichen das Eucharistieverständnis vermitteln, war selbst voll Liebe und Begeisterung für den Herrn. Er nannte die Eucharistie seine „Autobahn zum Himmel“.
Nachdem der Schnee geschmolzen ist kann ich mit Rollator wieder life das Opfermahl der heiligen Messe mitfeiern und freue mich gleich auf die eucharistische Anbetung life. So schön die im Fernsehen die von EWTN übertragenen Messen im Kölner Dom auch sind, die ich trotz meines schweren Hörschadens auch akustisch gut verfolgen kann, spüre ich intensiv, dass mir nichts den realen Empfang der heiligen Eucharistie ersetzen kann. Samstag werde ich dort besonders an den Namenstag der Bloggerin denken und für sie ein Kerzchen anzünden.
„Bewahre uns vor Verwirrung und Sünde!“ Ökumene kann nicht heißen: „Wir glauben alle an nichts mehr. Dann können wir das auch gemeinsam tun!“ Die besten Früchte der Ökumene sind Märtyrer wie Pater Alfred Delp und Dietrich Bonhoeffer .
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Ei, da haben die Zwinglianer aber ihr Fett weggekriegt! Auch als lutherischer Christ bin ich damit ganz einig. Die Sakramentsverehrung sei jedem selbst überlassen – wichtig dabei ist, daß nicht das Element, sondern der Herr verehrt wird.
Ergänzend sei gesagt, daß die einschlägigen Texte deutlich machen: das differenzierte Sakramentsverständnis ist auch nach katholischer Sicht nicht kirchentrennend. Sondern was uns daran hindert, gemeinsam an den Tisch des Herrn zu treten, ist das unterschiedliche Kirchenverständnis. Mir fehlt heute die Zeit, das weiter auszuführen; aber sicher kennen Sie die Positionen.
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Dank für diese Ergänzung und Richtigstellung! Ja, das Kirchen- und Amtsverständnis… ich arbeite mich gerade an einer anderen, innerkatholischen Sache ab, aber vielleicht schreibe ich darüber auch mal was und wäre dann sehr begierig auf ökumenische Kommentare.
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