Macht der Synodale Weg dumm?

In fast jede Diskussion um katholische Belange mischt sich über kurz oder lang jemand ein, der alles Katholische aus der Kirche nehmen möchte. In der Regel lobt er dabei den Synodalen Weg und tadelt alles und jeden, der den Synodalen Weg (mit oder ohne Begründung) ablehnt. Der Vorwurf der Mißachtung von Laien und Frauen wird dabei regelmäßig erhoben.

Wenn dann eine katholische Frau die Stimme erhebt und sagt, sie werde keinesfalls mißachtet, wird sie von oben herab, mit größtmöglicher Arroganz, belehrt – darüber, daß sie sich irrt, daß sie sich ganz zu unrecht in der katholischen Kirche wohlfühlt, daß ihre Argumente und ihre Treue nichts wert sind, daß es ihr natürlich freigestellt ist, sich gern unterdrücken zu lassen, aber…

Ihr Synodalen!

Ich bin eine Frau, bin Laie, und ich erfreche mich, Euch zu widersprechen. Ich bin katholisch, und das will ich mit Gottes Hilfe auch bleiben. Die Kirche hat ihre Regeln, Gesetze und Rechte, und die will ich respektieren. In meiner Reihe „Was am Katholizismus so klasse ist“ habe ich schon viel dazu geschrieben, auch über Frauenbild, Zölibat und Priester. Warum es keine katholischen Priesterinnen gibt, erkläre ich hier. Ich bin freiwillig Katholikin, und ich bin es mit wachsender Begeisterung, nicht obwohl die Kirche so ist, wie sie ist, sondern weil sie so ist.

Selbstverständlich kann man anderer Meinung sein. Man kann die Kirche schlecht finden, sich von ihr unterdrückt fühlen, man kann als Mann einer Frau sagen, sie dürfe sich in der katholischen Kirche nicht gut fühlen, weil sie, als Frau, von ihr gegängelt werde, worauf er, der Mann, nie und nimmer kommen würde, weil er ja für meine Freiheit eintritt bei Tag und bei Nacht. Das ist alles legitim, ich habe kein Recht und auch keine Möglichkeit, jemandem zu verbieten, mich für ein armes, dummes, gegängeltes Weiblein zu halten, so gehirngewaschen, daß ich meine Versklavung auch noch gut finde. Aber ich habe das Recht, zu antworten.

Atheisten, die mich für spinnert halten, weil ich nicht Atheist bin, stören mich nicht sonderlich. Freikirchler, die die katholische Kirche als satanisch ansehen, sind insofern nervig, als ich immer wieder der Versuchung nachgebe, vernünftig mit ihnen zu reden, und das geht immer wieder schief. Christen anderer Denominationen, die einfach sagen „Das und das an der katholischen Kirche verstehe ich nicht oder mißfällt mir“ kann ich Rede und Antwort stehen, und das kann durchaus bereichernde Gespräche ergeben, in denen die gemeinsame Grundlage, der Glaube an Jesus Christus, das Fundament bildet.

Katholiken, die die katholische Kirche zu Tode reformieren wollen, erlebe ich oft als furchtbar intolerant. Da hält sich eine an die katholische Lehre? Mit der kann ja was nicht stimmen! – Bei Unterstützern des Synodalen Weges ist diese Haltung besonders ausgeprägt. Da wird dann gesagt: Die Priester wollen uns unbegründet irgendwas vorschreiben! Dagegen sage ich: Nein, die Priester müssen uns begründet sowohl die Heilige Schrift als auch die katholische Lehre verkünden!

Und dann kommt als Antwort ein ellenlanger Sermon, der mich armes dummes Weiblein belehren soll darüber, wie Kirche und Schrift überhaupt zu verstehen sind.

Das ist typisch für Verfechter des Synodalen Weges. Einer meiner Fehler ist, sie trotz dieser Erfahrungen immer wieder für diskussionsfähig und belehrbar zu halten, und immer wieder werde ich enttäuscht. (Macht nichts. Eine Ent-Täuschung ist das Ende einer Täuschung, und Täuschung ist nicht gut.) Die Verfechter des Synodalen Weges gehen zudem davon aus, daß diese auf Deutschland beschränkte Bewegung allen anderen Katholiken auf der Welt überlegen ist und die Weltkirche nach ihrem Bilde formen muss.

Wenn ich Fragen habe zu Gott, Religion, Glauben, katholischer Lehre, bestimmten kirchenpolitischen Vorgängen oder was auch immer, dann wende ich mich an Leute, die etwas vom Christentum katholischer Denomination verstehen und sich für dies alles interessieren. Auch dann besteht noch die Gefahr, daß ich eine falsche oder zweifelhafte Antwort bekomme, denn Menschen sind nun einmal fehlbar. Aber die Wahrscheinlichkeit, eine vernünftige Antwort zu erhalten, ist dann schon ziemlich groß.

Verfechter des Synodalen Weges sagen mir ihre Meinung gern ungefragt. Sie entspricht der katholischen Lehre im Regelfall nachweislich nicht. Meist auch nicht dem ganz simplen Menschenverstand. Ich erfahre den Synodalen Weg als eine Gemeinschaft von Menschen, die mir die Denkfähigkeit absprechen und mich mit väterlicher bzw. mütterlicher Strenge auf den rechten Weg bringen wollen. Ersteres ist Unfug, letzteres ist Sache meines Beichtvaters.

Zur provokanten Ausgangsfrage: Ja, ich befürchte, der Synodale Weg hat das Potential, dumm zu machen. Anders kann ich mir nicht erklären, daß zahlreiche überdurchschnittlich gebildete Menschen im Glauben, sie treten für Freiheit und Gerechtigkeit ein, anderen Menschen die Fähigkeit zum freiheitlichen und gerechten Handeln und Denken absprechen. Auch glaube ich nicht, daß die meisten Teilnehmer des Synodalen Weges boshaft sind (im Gegenteil, das sind wahrscheinlich die wenigsten). Dann aber ist nicht anders als mit Dummheit zu erklären, wenn leicht nachprüfbare Aussagen der Kirche ständig verfälscht werden.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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6 Antworten zu Macht der Synodale Weg dumm?

  1. akinom schreibt:

    Mein Kommentar: „Bewahre uns vor Verwirrung und Sünde!“ Ich vermisse auch das „Amen“ am Ende einer Predigt im Anschluss an das jeweilige Evangelium, mit der leider allzu oft Laien beauftragt werden.

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  2. akinom schreibt:

    Ein Fundsück bei kath.net. als Kommentar zum Blogbeitrag:

    …dass er noch mit eigenen Augen sieht, wie die Kirche aus ihren derzeitigen Ruinen aufersteht“
    12. Februar 2021 in Aktuelles

    Youcat-Initiator Bernhard Meuser reagiert auf ein Interview in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel: „Augsburger Historiker Kaufhold: ‚Ich gebe der katholischen Kirche noch 20 Jahre‘“ – Meuser: „Er irrt“

    Augsburg (kath.net) „Er irrt. Gott möge Prof. Kaufhold mit einem langen Leben segnen, dass er noch mit eigenen Augen sieht, wie die Kirche aus ihren derzeitigen Ruinen aufersteht. Und das hat einen einzigen Grund: Weil es nämlich viele (junge) Menschen gibt, denen Gott über alles wichtig ist.“ Das schreibt der Augsburger Youcat-Initiator Bernhard Meuser in einem Leserbrief in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Er reagiert damit auf ein Interview in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel: „Augsburger Historiker Kaufhold: ‚Ich gebe der katholischen Kirche noch 20 Jahre‘ – Der Augsburger Historiker Martin Kaufhold sieht das Ende der katholischen Kirche nahe. Auch wegen des Skandals um den Kölner Kardinal Woelki.“

    Zwar gebe er Kaufhold darin recht, dass „die derzeitige Gestalt der Kirche“ vergehen werde. Doch komme „neues Leben“ nicht durch äußerliche „Reformansätze auf dem Synodalen Weg, bei denen es immer nur um die Bekehrung der ‚Woelkis‘ geht und nicht um meine eigene. Gott sei Dank stirbt eine Kirche, in der es gut bezahltes Servicepersonal und anspruchsvolle Zuschauer gibt.“ Es werde sich erst etwas ändern, wenn viele Einzelne in der Kirche entdecken, „dass ihre Sache verhandelt wird, sie Verantwortung übernehmen und Zeugnis geben müssen“. Eben das meint Neuevangelisierung.“

    Allerdings sei dies „das genaue Gegenteil einer klerikalen Strategie“, vielmehr handle es sich um „eine Laienbewegung, die freilich hingebungsvolle und glaubwürdige Priester braucht, weil sie ohne Sakramente in sich zusammenbricht“.

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  3. Severus schreibt:

    Die Frage des Post-Titels, wiewohl scharf formuliert, kann vernünftigerweise nur bejaht werden.

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  4. Maria Klemmer schreibt:

    Danke, Claudia für deine Äußerungen.

    Ich liebe die Kirche so, wie sie ist. Und ich fühle mich absolut NICHT unterdrückt.

    Ich kann mich beteiligen bei der Organisation der eucharistischen Anbetung, beim Lektoren Dienst.

    Ich kenne Frauen, denen ich jederzeit zutrauen würde, Priesterinnen zu sein. Und ich freue mich sehr, dass gerade diese Frauen die Kirche so lieben, wie sie ist und KEINE Priesterinnen sein wollen.

    Nein, ich will den synodalen Weg auch nicht. Und ich hoffe sehr, dass nicht schon wieder von Deutschland eine Kirchenspaltung ausgeht.

    Sei herzlich gegrüßt aus dem schönen Tirol (das übrigens nicht so verseucht ist, wie es in der Presse dargestellt wird). 🙋🕊️

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Liebe Maria,
      eben erst fand ich Deinen Kommentar – vielen Dank!
      Ich bin sehr froh über jeden, der die Kirche liebt und nicht an ihr herummachen will.
      Dein Satz über Frauen, denen Du zutrauen würdest… ist wert, in Gold gerahmt zu werden!

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