Fasten und Beten

Angesichts der seltsamen Zeiten, die wir jetzt durchleben, habe ich die österliche Festzeit in kulinarischer Hinsicht nur acht Tage dauern lassen (von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag). Ich faste – genau wie in der Zeit von Aschermittwoch bis Karsamstag. Die Idee dazu kam mir schon in der Fastenzeit.

In der Gemeinde von Antiochia gab es Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, Lucius von Kyrene, Manaën, ein Jugendgefährte des Tetrarchen Herodes, und Saulus. Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe! Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.
Apg. 13,1-3

Fasten ist nicht ein Mittel, Gott zu etwas zu bringen. Vielmehr ist es ein Mittel, sich selbst auf Gott zu konzentrieren. Hier, auf einer evangelischen Seite, ist sehr gut erklärt, was es mit dem Fasten aus biblischer Sicht auf sich hat. Ich habe hier ein wenig zum Thema Fasten geschrieben, außerdem verweise ich auf meine kleine Fastenzeit-Serie hier. Fasten, Beten, Almosen geben ist eine bewährte Dreiheit.

Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen. 23 Sie setzten für sie in jeder Gemeinde Älteste ein und empfahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten.
Apg. 14,22-23

Fasten dient der Orientierung, dem Freiwerden von unnützem Krempel, für Gott – und auch der Solidarität mit den Armen. Jesus fastete, und die junge Kirche fastete vor wichtigen Beschlüssen. Die Kirche kennt nicht nur die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern, sondern auch der Advent ist ursprünglich eine Fastenzeit. Zudem gibt es das Quatemberfasten, ein viertägiges Fasten nach dem 1. Fastensonntag, nach Pfingsten, nach Kreuzerhöhung und nach dem Fest der Heiligen Lucia von Syrakus – daher der Merkvers „Nach Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei, gedenke, daß Quatember sei“. Es mag etwas seltsam anmuten, ein viertägiges Fasten in die Fastenzeit zu legen – das bedeutet einfach, daß die Quatembertage sehr strikte Fastentage waren, an denen es wirklich außer Wasser und Brot nichts gab. 1972 wurden die Quatember-Termine von der Deutschen Bischofskonferenz neu festgelegt: in der ersten Fastenwoche (Frühlingsquatember), der Woche vor Pfingsten (Sommerquatember), der ersten Oktoberwoche (Herbstquatember) und der ersten Adventswoche (Winterquatember); sie gelten nicht mehr als strikte Fastentage, sondern sollen der geistlichen Erneuerung dienen. Und möglicherweise gerade deshalb werden sie kaum noch beachtet! Geistliche Erneuerung ohne körperliche Bescheidung wäre den ersten Christen nicht in den Sinn gekommen und dem mittelalterlichen Christentum auch nicht.

Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
Lk. 2,36-37

Es gibt bei mir von Montag bis Samstag fettfreies, frugales Essen in simpler Zubereitung, und mir geht es gut damit. Daß ich dabei zudem mein Doppelkinn verliere, ist ein schöner Nebeneffekt, aber nicht der eigentliche Sinn der Sache. Daß ich ganz auf „Einkaufen aus Spaß an der Freude“ verzichte und nur noch einmal in der Woche einkaufe, war zunächst nur dem vernünftigen Verhalten in Coronazeiten geschuldet. Nun hat sich diese Methode aber bewährt, und Bewährtes möchte ich beibehalten – auch wenn ich hoffe, irgendwann das Ende von Corona mit meinen Freunden zu feiern.

Ich freue mich auf Pfingsten auch in kulinarischer Hinsicht. Aber mir ist klar, daß wir Pfingsten nicht die Herabkunft des gedeckten Tisches, sondern die Herabkunft des Heiligen Geistes feiern. Darauf freue ich mich noch mehr.

Und dann weiterfasten? So ist der Plan. Wie lange, weiß ich nicht – jedenfalls nicht länger als gut und richtig. Zur Zeit fühlt es sich gut und richtig an.

Weiterbeten werde ich auf alle Fälle.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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