Ich darf wieder täglich die Heilige Messe mitfeiern – nicht nur das Streaming am PC. Ich bin glücklich darüber trotz allen Einschränkungen.
Um wirklich täglich zur Messe zu kommen, muss ich ein wenig mehr radfahren als vor Corona. Kein Problem für mich (vielmehr gut für meine Gesundheit). Für Gebrechliche, die auch gerne täglich zur Messe wollen, ist es eines. Für mich ist es nur etwas schwierig, nicht zu verschusseln, in welcher Kirche wann Messe gefeiert ist – es kam bereits vor, daß ich vor der „falschen“ Kirche stand, die gerade geschlossen war, während die Messe einige Kilometer weiter weg gefeiert wurde. Aber aus Fehlern lernt man ja in der Regel.
Problematischer ist die gleichzeitig notwendige Organisation meiner Arbeit; das muss eben irgendwie klappen. „Ora et labora“ ist eine besondere Anforderung, wenn man beides ernst nimmt. Die Zeiten der Messfeier richten sich nicht nach mir, die Arbeitszeiten (sowohl zum Putzen der Treppen als auch zum Schreiben) lassen sich irgendwie anpassen – aber dazu gehört viel Disziplin. Gleitende Arbeitszeit bei meinem Putzjob auf dem Friedhof könnte ich haben, will ich aber nicht, weil das mit ziemlicher Sicherheit zu größeren Disziplinproblemen führen würde. „Es muss irgendwie klappen“ ist mein Wahlspruch in Krisenzeiten, und damit resigniere ich nicht, sondern versuche einfach mein Bestes.
Sonntagsmessen gibt es nicht weniger, sondern mehr als früher. Leider sind sie nicht alle besonders gut besucht. Ich diene ein- bis zweimal wöchentlich bei der Einlasskontrolle und habe hier sehr gute Erfahrungen gemacht – die meisten Kirchgänger sind freundlich, denken von selber an ihren Mund-Nasen-Schutz und desinfizieren sich die Hände. Die baulichen Gegebenheiten, Akustik und Sitzmöglichkeit, sind in den beiden Kirchen, in denen ich diene, verschieden – in Heilig Kreuz kann ich im Vorraum problemlos die Messe mitfeiern, in St. Marien gelingt mir das nicht.
Der Psalm wird zur Zeit nicht von der Gemeinde respondiert, Choräle werden nicht gesungen – aber summen darf man (dabei produziert man weniger Aerosole als beim Sprechen), wenn der Organist einen Choral spielt. (Ein Tip zum Summen: wenn man dabei die Zähne so weit auseinanderbringt, wie das bei geschlossenen Lippen krampflos möglich ist, klingt es besser.)
Ein besonderer Dank an den Küster, der in Heilig Kreuz kurz für mich einspringt, damit ich zur Kommunion gehen kann.
Ich strecke die Arme weit nach vorne, die linke Hand auf der rechten, so platt wie möglich, damit der Priester mit der Hostienzange mein Hände nicht berührt. Das war gewöhnungsbedürftig, aber ich sehe es nun als eine ganz passende Geste. Wie ein Kind, das etwas unbedingt haben will und die Ärmchen danach ausstreckt. Der Herr liegt auf meiner Linken, mit der Rechten lüpfe ich den Mundschutz und nehme Ihn mit den Lippen auf. Meine Ehrfurcht ist nicht geringer als sie ohne Mundschutz war.
Die Zeit ohne Eucharistie ist vorbei – zumindest vorläufig. Eine neue Infektionswelle ist nicht unwahrscheinlich, und dann wird es wohl auch wieder strengere Regeln geben. Aber jetzt darf ich mein Gelübde leben, darf den Herrn empfangen. Das ist so wundervoll, daß die Abstriche nicht besonders ins Gewicht fallen. Übrigens gab es für mich auch in der Zeit ohne Messen die Möglichkeit, nach der Beichte die Eucharistie zu empfangen; das war eine besondere Gnade, Trost und Stärkung in schwieriger Zeit.
Zur Anbetung gehe ich ohne Probleme täglich. Das war nur zwei Wochen lang, während meiner Quarantäne, nicht möglich. Die in dieser Zeit gefassten Vorsätze bezüglich Gebetszeiten kann ich leider nicht so vollständig umsetzen, wie ich wollte. Aber immerhin kann ich mich daran ein wenig orientieren. Mein Gelübde ist mir so wichtig wie vorher. Dadurch, daß ich es nun einige Zeit nicht vollkommen halten konnte und in dieser Zeit tat, was eben ging – gestreamte Messen mitbeten, das Stundengebet pflegen, und zur stillen Anbetung sowie zur Beichte konnte ich ja -, habe ich womöglich noch besser begriffen, welchen unersetzbaren Schatz ich mit diesem Gelübde habe.
In den sozialen Medien beklagen sich viele, die Messe sei so „nicht würdig“. Händedesinfektion stinkt, Mund-Nasen-Schutz ist doof, Mundkommunion ist verboten, singen darf man nicht, da gehe man ja lieber gar nicht zur Messe.
Ehrlich? Man verzichtet auf den Herrn, weil die äußeren Umstände nicht passen? Die Eucharistiefeier ist keine Geschmackssache. Den Herrn um Sein Erbarmen bitten, Ihn preisen, Ihm danken – das geht auch mit Mundschutz und ohne Gesang. Die Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut des Herrn findet statt, auch wenn die Gemeinde Mund-Nasen-Schutz trägt und schweigt. Jesus Christus, Heilige und Engel sind bei jeder Messe anwesend – da sind die äußeren Umstände wirklich zweitrangig. Denken wir an die sehr verschiedenen äußeren Umstände der Priesterweihen und Primizmessen von Karl Leisner und Michael Los und an die unzähligen Christen, die wegen Krankheit oder Diktatur oder Priestermangel gar keine Messe feiern können, und danken wir für den Luxus, der uns in einer Messe auch in Coronazeiten umgibt.
Gebet und Messfeier sind ja auch wichtig für jene vielen, die eben nicht teilnehmen können – auch die in Quarantäne, die auf Intensivstationen. Für sie kann nicht genug gebetet und Messe gefeiert werden. Zur Messe gehen (nicht nur) in Krisenzeiten ist damit auch ein Akt der Solidarität. Vor allem aber ist es die Begegnung mit dem Eucharistischen Herrn, die Feier Seines Todes und Seiner Auferstehung, Trost und Freude. Wer das erlebt, kann Trost und Freude auch leichter weitergeben.
„damit der Priester mit der Hostienzange mein Hände nicht berührt.“
Leonardo Ricotta, bisher Pfarrer von Sant’Agata in Villabate im Erzbistum Palermo, wurde am 21. Mai seines Amtes entbunden. Der Grund: Der Pfarrer weigerte sich, den Leib Christi mit Einweghandschuhen anzugreifen und sagte das auch laut.
Hostienzangen sind nicht so mein Ding. Das erinnert mich an die anschliessende Grillparty im Pfarrgarten. Für meinen Geschmack völlig überzogen und am Thema vorbei. Aber das wissen Sie ja bereits….;-)
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Italien hatte ja auch nie das geringste Problem mit Corona, oder irre ich mich da? Alle starben urplötzlich an was anderem, nur gerade nicht an Corona.
Ich kenne übrigens Grillzangen, und ich kenne Hostienzangen. Meine weltliche Assoziation bei Hostienzangen ist eine Zuckerzange. – Aber genauso gut könnte man sagen: die verschiedenen weißen Tücher, die bei der Messe gebraucht werden, erinnern an Servietten. Wäre das ein Grund, sie nicht mehr zu benutzen?
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Die Pfarrei des Monsignore Ricotta liegt im Erzbistum Palermo. Palermo liegt widerum in Sizilien, Sizilien widerum hat die niedrigste Corona-Warnstufe in ganz Italien. Auf Sizilien mit seinen fünfeinhalb Millionen Einwohnern wurden um 20 Prozent weniger Menschen Corona-positiv getestet als im kleinen Luxemburg, das nur ein Zehntel an Einwohnern hat. In der Provinz Palermo, um die es konkret geht, hatte laut dem italienischen Statistikamt und dem Nationalen Gesundheitsinstitut ISS im ersten Jahresdrittel 2020
(1. Januar–30. April) um 9,2 Prozent weniger Todesfälle als im Vorjahr – trotz Covid-19.
(Quelle: Katholisches, Magazin für Kirche und Kultur)
Nun könnte es ja sein, dass der tapfere Pfarrer in Villabate, sich in einer stillen Stunde hingesetzt hat und nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen ist, dass das Killer Virus in Sizilien nicht die reiche Ernte an Todesopfern hatte, als wie im Norden des Landes. Dann könnte er des weiteren zu dem Schluss gekommen sein, dass nicht jeder Tote, wo Covid drauf steht auch an Covid gestorben ist. Zum Schluss hat er fest gestellt, dass das Berühren des Leibes Christi mit Einweghandschuhen (wo die dann entsorgt werden müssen, sagen die italienischen Bischöfe natürlich nicht) eine eucharistische Metzgerei darstellt. Das hat er dann laut gesagt und schwupp, wurde es seines Amtes enthoben.
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Liebe Frau Sperlich,
danke für Ihren Hinweis auf den Märtyrer Karl Leisner, von dessen mutigem Verhalten und bewegendem Schicksal während der Nazizeit ich bisher noch nichts wusste. (Des öfteren lese ich auf den Seiten der nach ihm benannten Karl-Leisner-Jugend – jedes Mal mit Gewinn!)
Mit herzlichen Grüßen
Hans-Jürgen Caspar
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Bei der Karl-Leisner-Jugend lese ich auch immer wieder gerne!
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In den Zeiten des Corona-Hypes und die damit verbundene Verbreitung von Angst und Panik, mache ich mir gerne ein Zitat des seligen Karl Leisner zu eigen, das er in Bezug zum Nationalsozialismus gesagt haben soll:“….innerlich folge ich ihnen nicht.“
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Damit setzen Sie Menschen, die sich mühen, die Infektionsrate gering zu halten, auf eine Stufe mit wem?
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„Damit setzen Sie Menschen, die sich mühen, die Infektionsrate gering zu halten, auf eine Stufe mit wem?“
Kommen Sie Frau Sperlich, das können Sie besser. Ich zitiere hier Karl Leisner, was den inneren Zuspruch zu einer Sache angeht. Was Sie jetzt da hinein interpretieren wollen und in eine Frage verpacken, ist zu durchsichtig. Im übrigen bin ich selber immer schon bemüht gewesen jede Infektionsrate gering zu halten, falls Sie das ansprechen wollen. Wenn ich Fieber, Husten oder Halsschmerzen hatte oder haben werde, bleibe ich zu Hause, gehe nicht zu Verwandten und selbst der Abschiedskuss mit meiner Frau fällt dann aus. Das tue ich allerdings aus einem gesunden Menschenverstand heraus und eigenverantwortlich und nicht weil mir das jemand verbietet und mit Panik und Angst droht. Nun können Sie ja seber entscheiden auf welcher Stufe ich stehe.
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„Dein eucharistisches Brot gib uns täglich wieder!“ In diesem Sinne pflege ich das Vaterunser seit einiger Zeit zu beten. Und der himmlische Vater hat mich in einer Weise erhört, die wirklich einem Wunder gleicht! Möge er dieses Wunder auch tun in Bezug auf die verschobene Erstkommunion meines Enkels Emil und in Bezug auf die auf unbestimmte Zeit verschobene Firmung meines Enkels Tim. Wird er das Sakrament dann überhaupt noch empfangen wollen? „Komm, Heiliger Geist!“
Nun in Kürze die Geschichte meines Eucharistischen Wunders von Anfang an: Am 3. Januar erfuhr ich erstmals von der barrierefreien Wohnung in Rhede, dem Ort, wo die 6-köpfige Familie meiner jüngsten Tochter wohnt. Mit deren gemeinsamer Hilfe zogen wir kurzentschlossen – und das war wirklich Timing! – von Dülmen hierher. Am 14. März haben wir im neuen Zuhause zum 1. Mal übernachtet. Es folgte die – auch staatlich – verordnete Eucharistie-Fastenzeit.
Nun kann ich mit Rollator auch ohne meinen Mann alleine aus dem Haus. Von meinem Laptop aus blicke ich auf die Turmuhr der neuen Pfarrkirche St. Gudula, die mir sagt, was die Stunde geschlagen hat. Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich täglich kommunizieren konnte. Nun kann ich es 6 Mal wöchentlich in der Frühmesse um 8.15 Uhr! Die Messen sind – wie ich es empfinde – recht gut besucht. Aus Rücksicht auf die anderen Gemeindemitglieder feiere ich die Heilige Messe sonntags am Bildschirm mit bester Akustik bei EWTN im Kölner Dom nach dem Rosenkranzgebet in Fatima. Deo gratias!
Bei uns darf gesungen werden, es bedarf bei den Abstandsregeln keines Mundschutzes und die Kommunion wird mit der desinfizierten Hand des Spenders ausgeteilt. Leider ist die Akustik für mich aufgrund meines Hörschadens sehr schlecht. Aber ich weiß ja, was am Altar geschieht: Geheimnis des Glaubens!
Ich kann und will nicht beurteilen, was an dem, was im Blogbeitrag geschildert ist, wirklich NOT-wendig ist und wo, von wem dem und zu welchem Preis „Kaiser“ mehr gegeben wird, als ihm geschuldet wird.
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„Aber ich weiß ja, was am Altar geschieht: Geheimnis des Glaubens!“
Ein Plädoyer für die „alte Messe“. Finde ich gut.
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Ein Plädoyer für die Messe. Egal ob alt oder neu. Wenn man allerdings durchblicken lässt, daß bei der Messe nach Novus Ordo etwas anderes geschieht, darf mich das wundern.
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So viel ich weiß, man möge mich berichtigen, wurde der Novus Ordo u.a. auch deswegen eingeführt, weil die Gläubigen nicht verstehen konnten, was am Altar gerade passiert.
Dass es bei einer Messe nicht nur auf die Akustik ankommt, hat akinom ja eindrucksvoll beschrieben. Mehr wollte ich zumindest da nicht andeuten.
Meine Frau und ich besuchen nun in diesen infektiösen Zeiten, die sog. tridentinische Messe. Keine Registrierung, keine Desinfektion, keine Handschuhe und kein Mundschutz. Sicherheitsabstand war auch schon vor dem Killervirus in der ausserordentlichen Form nie ein Thema, die Anzahl der Gläubigen ist sehr überschaubar. Das alles mit dem Segen unseres münsteraner Bischofs. Anstatt der dort nicht erlaubten Handkommunion, wird die geistige Kommunion empfohlen und praktiziert. Dabei darf kräftig gesungen werden. Es hat sich in den letzten 2 Monaten dort niemand angesteckt, obwohl die meister der Messbesucher zu den Risikogruppen gehört. Könnte aber auch Zufall sein….oder Fügung…..oder ein Hinweis.
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