Die Größe des Hirns im Verhältnis zum übrigen Körper?
Der aufrechte Gang?
Kant, Hegel, Fichte?
Ja, schon, auch.
Aber vor den letztgenannten noch etwas ganz Wichtiges.
In meiner Jugend (längere Zeit her) fand man ein prähistorisches menschliches Skelett mit furchtbaren Verletzungen. Der Mensch, vermutlich ein Mann, war wohl von etwas ziemlich Großem (Mammuth oder so) angegriffen worden. Jedenfalls waren auf einer Seite Knochen vom Schädel bis zum Beinskelett in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Augenhöhle war so zugerichtet, daß der Mensch vermutlich auf dieser Seite blind oder doppelsichtig war. Ein Unterarm fehlte. Ein Bein war steif.
Die Verletzungen waren Jahre vor dem Tod des Menschen verheilt. Man fand ihn in einem Grab, umgeben von Unmengen Blütenpollen.
Ein Krüppel, jahrelang mitgeschleppt, mitgefüttert, mitgekleidet und endlich ehrenvoll bestattet. Wir wissen nichts über die Gründe hierfür. Vielleicht war der invalide Jäger ein guter Ratgeber, ein Geschichtenerzähler, ein spirituell besonders Begabter. Vielleicht konnte er gut mit Kindern umgehen. Vielleicht ist es auch viel einfacher – die Gemeinschaft wollte einen Mitmenschen einfach nicht wegwerfen, weil man schon damals ein Gespür dafür hatte, daß man einen Menschen nicht töten darf, weil er „nicht mehr passt“. Vielleicht wurde er ganz einfach geliebt.
Inzwischen gibt es zahlreiche archäologische Funde, die darauf hinweisen, daß prähistorische Menschen ihre schwerbehinderten Mitmenschen nährten und ehrten.
Menschen sind die, die ihre kranken und behinderten Artgenossen nicht zum Sterben zurücklassen, sondern pflegen und ehren. Jedenfalls war das bisher so. Möge es so bleiben! Allerdings stehen die Zeichen dafür gerade nicht besonders gut.
Oh Gott, das hätte ich lieber nicht gelesen. Wie furchtbar.
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Nun – da die Menschheit offenbar die meiste Zeit ihres Daseins Kranke nicht wegwarf, ist durchaus noch Hoffnung.
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