Fastenzeit: Zeit der Beichte

Beichte – machen wir uns da klein?

Was uns wirklich klein macht, ist die Sünde. Damit ist keineswegs nur und nicht mal an bedeutender Stelle Fleischgenuss in der Fastenzeit gemeint, sondern alles, was dem Willen Gottes widerspricht. Das kann das willentliche Hegen böser Gedanken sein (Gewaltphantasien gegenüber dem schwierigen Nachbarn, Neid- und Hassgedanken, sich selbst auf einen Sockel stellen…), es kann den Bruch eines Versprechens gegenüber Gott und/oder dem Nächsten sein, also ein Akt der Treulosigkeit, es kann Selbst- oder Fremdverletzung beinhalten… die Möglichkeiten zur Sünde sind leider vielfältig und beginnen bereits sehr weit vor Folter und Mord. Je weiter vor den offenkundigen Schrecknissen großer Sünden man sich darüber klar wird, auf einem falschen Weg zu sein, desto besser! Echte Reue über kleinere Sünden und die folgende Beichte können den Weg zu großen Sünden verbarrikadieren.

In der Beichte gebe ich zu, daß ich mich kleiner gemacht habe, als ich (Kind Gottes, Königskind, Erbin der Verheißung) eigentlich bin. Ich sage, was in meinem Verhalten der Gotteskindschaft widerspricht. Durch den Priester sagt Gott mir die Vergebung meiner Sünden zu. Die Buße, die der Priester mir auferlegt (im Regelfall ein Gebet oder eine gute Tat) ist keine Bedingung für die Wirksamkeit der Lossprechung; ich bin frei, wenn ich von der Beichte komme. Es wäre allerdings eine neue Sünde, die aufgetragene Buße nicht zu tun – eine Unfreundlichkeit Gott gegenüber, der mich so großartig beschenkt hat. Die aufgetragene Buße zu tun ist der Dank für die Sündenvergebung.

In der Beichte machen wir uns nicht klein. Wir gestehen, daß wir uns durch die Sünde klein gemacht haben, lassen uns mit der Vergebung beschenken und haben danach wieder die Größe, in der Gott uns vorgesehen hat. Auch wenn es dabei nicht um körperliche Größe geht: Ich fühle mich nach der Beichte im Allgemeinen einige Zentimeter größer. Das geht nicht nur mir so. Und dieser Größenunterschied hält oft sogar einem Maßband stand – man geht aufrechter.

Schön wäre ja, man könnte so etwas auch für andere machen! – In gewisser Hinsicht kann man das. Man nennt es Sühne, und darüber können Sie morgen, am Samstag, lesen.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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2 Antworten zu Fastenzeit: Zeit der Beichte

  1. akinom schreibt:

    Nicht nur die Fastenzeit ist Zeit der Beichte! Meine große Sorge ist es, dass es Satan immer mehr gelingt, dieses wunderbare sakramentale Geschenk zu verstecken. Weder in Predigten noch im Hirtenbriefen wird dazu eingeladen und darauf hingewiesen, dass es ein Kirchengebot ist, das noch viel weniger beachtet wird wie der Messbesuch am Sonntag. Ich bete täglich um marianische Priester mit marianischen Beichtvätern. Bei einer Beichte bekannte mir ein Priester, dass er selber nicht mehr beichte, seit sein Beichtvater gestorben ist. Ich bitte alle um Sturmgebete zum Himmel in diesem Anliegen!

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Natürlich, Akinom! Jedoch ist die Fastenzeit eine besondere Zeit, um sich dies Geschenk klar zu machen – und für manchen „beichtmüde“ gewordenen Christen die Gelegenheit, sich mit diesem Sakrament wieder anzufreunden.
      Ich habe mich ja selbst dazu verpflichtet, häufig zu beichten – und ich kann nur sagen: es mehrt die Freude und schult den Glauben.

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