Überfall auf Schwangerenberatung

In der Nacht zum Montag wurde in das Berliner Büro der Beratungsstelle „Pro Femina“ eingebrochen (Bericht hier). Es wurde aus dem Motiv der Feindseligkeit erheblicher Sachschaden angerichtet.

Auf Indymedia gibt es ein anonymes Bekennerschreiben:

von: anonym am: 07.10.2019 – 09:40

Einbruch bei Pro Femina e.V. – Für den Feminismus!

Seit Juni 2019 befindet sich der Heidelberger „Lebensschutzverein“ Pro Femina e.V.“/1000plus als dritte Niederlassung in Deutschland in der Adenauerstr. 1, 10557 Berlin.

Dieser Verein gibt vor, ergebnisoffene Beratungen für schwangere Frauen* anzubieten, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden. Recherchen zeigten, dass diese Beratungen manipulativ und keinesfalls ergebnisoffen sind. Starke Zweifel der Frauen* wurden ignoriert und medizinisch nicht anerkannte psychische Folgeschäden eines Schwangerschaftsabbruchs aufgeführt. Es wurde sogar Geld dafür angeboten, dass Kinder zur Welt gebracht werden1.

Wir haben am Wochenende des 5./6.10 das Büro des Vereins Pro Femina am Adenauerplatz am Ku’damm besucht. Wir brachen in das Gebäude ein, zerschlugen die Scheiben im 3. Stock, hinterließen einen zugeschmierten Flur mit Farbe und Buttersäure und den Spruch „Pro Choice!“ dazu verklebten wir das Schloss.

Fangen wir mit dem Absender an: Da zeigt jemand* klares Täterwissen und ist leider zu feige, seinen* Namen zu nennen. (Mit dem Sternchen am Pronomen deute ich an, daß ich ihn* soweit ernst nehme, anzunehmen, er* könnte auch eine Frau* sein.)
Wenn der Feminismus es nötig hat, daß in seinem Namen ein Einbruch verübt wird, muss der Feminismus ja eine ziemlich schlappe Nummer sein. Als selbstbewußte Frau sage ich: Ich verwahre mich gegen sinnlose Gewalt im Namen meiner Rechte. Meinen Rechten und meiner Würde hilft es ganz und gar nicht, Rechte und Würde anderer Leute anzugreifen.

Der Ausdruck „Lebensschutz“ bzw. „Lebensschützer“ ist ursprünglich ein Spottwort gegen Lebensrechtler, das von der Lebensrechtbewegung selbst adaptiert wurde. Es ist nicht sinnvoll, ihn in Anführungszeichen zu setzen. Entweder man gibt zu, daß Lebensrechtler Leben schützen, mithin auch Lebensschützer genannt werden können, oder man gibt zu, ein Spottwort zu benutzen, dann braucht es aber auch keine Anführungszeichen.

1000plus genießt einen guten Ruf bei zahlreichen glücklichen Müttern, die mit ihren Ängsten und Zweifeln genau dorthin gegangen sind. Es sieht ganz danach aus, als ob gerade Pro Femina diesen Frauen zuhört und sie ernst nimmt – statt ihnen den Schein geradezu aufzudrängen, was leider an vielen anderen Beratungsstellen geschieht.

Daß Pro Femina Schwangere nicht mit wohlfeilen Worten abspeist, sondern dort, wo es nötig ist, auch mit Geld hilft, scheint dem* Anonymen besonders schändlich zu sein. Natürlich haftet dem Geld nicht zu Unrecht ein Odium des Ungerechten, Bösen an. Aus Erfahrung weiß ich aber, daß es auch ziemlich schlecht ist, keines zu haben. Wenn man noch dazu für ein kleines Wesen zu sorgen hat, ist Geld eine durchaus wünschenswerte Sache. Pro Femina hilft also Frauen, die diese Hilfe dringend benötigen, auch mit Geld. Neidisch, Anonymum?

Hört zu, Anonyme: Ihr habt das Gebäude nicht „besucht“, sondern heimgesucht. Ein Besuch ist eingeladen, das wart Ihr nicht. Ihr habt euch aufgeführt wie die Berserker, und nun gebt Ihr damit an, aber so mutig, Eure Namen und Adressen zu nennen, seid Ihr nicht. Und da soll ich Euch glauben, daß es Euch um irgendjemandes Rechte, Verteidigung, Freiheit oder was auch immer geht? Nein – Euch geht es um Randale und Ruhm in den Kreisen, die Euch dafür bejubeln.

Ich hoffe sehr, daß die Mitarbeiter von 1000plus/Pro Femina ihr Büro bald wieder ungestört nutzen können – und daß keine Schwangere in Not jemals einem der Täter* begegnet.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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4 Antworten zu Überfall auf Schwangerenberatung

  1. akinom schreibt:

    Anbei ein paar ungeordnete Gedanken zu diesem unfassbaren Ereignis:
    Das Stillschweigen und das Ausbleiben der Empörung in den Medien weist offenbar darauf hin, dass der Massenmord an Ungeborenen in der Gesellschaft offenbar gut geheißen und als Menschenrecht angesehen wird.

    „Fürchtet Euch nicht!“ ist die Weihnachtsbotschaft des Erzengels Gabriel, der Maria 9 Monate zuvor die Botschaft ihrer unvorstellbaren ungeplanten Schwangerschaft gebracht hatte. Erst nach ihrer Rückfrage „Wie soll das geschehen?“ hat ihr mutiges vertrauensvolles „Fiat“ – „Mir geschehe nach Deinem Wort“ Weihnachten zu unserem Heil möglich gemacht. Jesus, das „Zeichen, dem widersprochen wird“ bis zum Tod am Kreuz fordert heute angesichts hasserfüllter Gewaltexzesse unseren Widerspruch und unser Dagegenan-beten heraus.

    Die Botschaft „Fürchtet Euch nicht“ ist kein Befehl sondern Aufgabe, sich der Wirklichkeit , dem JETZT, zu stellen, sich nicht ins Schneckenhaus zu verkriechen oder in Events oder Massenevents zu flüchten. Mehrheit darf man nicht mit Wahrheit verwechseln.

    Danke für diesen Blogbeitrag!

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  2. akinom schreibt:

    Ich zitiere auch noch Khristijan Aufiero von Pro Femina/1000 plus: „Es gäbe noch so viel zu sagen und zu schreiben. Vor allem über den Umfug in den Berichten jener, die über Feminismus, Freiheit und Toleranz sprechen und das Gegenteil davon praktizieren. Sie alle sprechen lieber ÜBER Frauen, während wir bei Pro Femina MIT den Frauen sprechen.“

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  3. Pingback: Hilfe für 1000plus | Katholisch? Logisch!

  4. Pingback: Jusos gegen Grundrechte | Katholisch? Logisch!

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