Ich bestreike den Herrn nicht.

Kürzlich, am Gedenktag der Heiligen Katharina von Siena, veranstalteten KFD-Frauen so etwas wie eine Andacht, und zugleich wurde auch in Berlin hingewiesen auf eine Aktion „Maria 2.0“, bei der die Gottesmutter instrumentalisiert wurde, um mittels eines „Streiks“ (vulgo Fernbleiben von der Kirche) auf das vermeintliche Recht zur Priesterinnenweihe hinzuweisen. Letzteres wurde in der Veranstaltung auch mehr als genug thematisiert.

Ich war dort. Eine Freundin hatte aufgerufen, einfach still zu beobachten, nach Möglichkeit zu beten, sofern es angemessen erscheine, sich zu äußern. Ich sage gleich: Es erschien uns dann doch nicht angemessen. Wir äußerten uns dort nicht. Aber das heißt nicht, daß wir generell verstummen.

Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, am Gedenktag einer Kirchenlehrerin eine ökumenische Andacht zu feiern, diese in einer evangelischen Kirche zu beginnen und nach einem kurzen Spaziergang in einer katholischen Kirche zu beenden. Sehr viel habe ich dagegen, Andachten zu benutzen, um zu fordern und zu trotzen. Genau das wurde hier getan. Es wurden antikatholische Reden geschwungen – mit Wissen und Billigung auch des Pfarrers der katholischen Gemeinde. Es wurde von einer namhaften Katholikin eine Rede geschwungen, die gespickt war mit süffisanten Bemerkungen über die Struktur der Kirche, über die Männer, die angeblich Macht haben und ausspielen (tatsächlich haben einige von ihnen lebenslänglich Dienst, das ist ein Unterschied), über den bösen Zölibat, die böse Keuschheit, den bösen Gehorsam und so weiter. Das allgemeine Gekicher über die ach so witzigen Bemerkungen der Rednerin gegen die kirchliche Struktur ging mir ebenfalls auf die Nerven. Ich hielt es irgendwann nicht mehr aus und ging – weil ich sonst möglicherweise eine Sünde begangen hätte (bös geflucht, irgendetwas auf die Rednerin geworfen oder so).

Beim Verlassen der Kirche machte ich, ebenso wie beim Betreten, eine Kniebeuge. Einer der wenigen anwesenden Männer saß an einem Tisch mit Material und guckte etwas konsterniert. Ich raunte ihm zu: „Das ist für den Herrn, nicht für die Rednerin!“ – was er mit völlig verständnislosem Gesichtsausdruck quittierte.

Ich mag zu dieser oberpeinlichen Veranstaltung nichts weiter sagen. Aber ein paar Worte habe ich an die Priester.

Wenn Ihr Pfarrer seid, habt Ihr das Hausrecht in Eurer Pfarrkirche. Das bedeutet auch eine Verpflichtung – denn natürlich ist es nicht „Eure“ Kirche, sondern die des Herrn, den Ihr vertretet. Haltet das Haus rein! Lasst nicht zu, daß himmelschreiende Häresien in diesem Haus propagiert und beklatscht werden!

Als Priester habt Ihr das Wort Gottes zu verkünden und auszulegen sowie die Sakramente zu spenden – und auf den Empfang der Sakramente gründlich vorzubereiten. Zu Euren Aufgaben gehört es, Unwissende zu belehren, Zweifelnde zu festigen, Gläubige zu stärken, Irrende auf den rechten Weg zu führen – und wenn es gar nicht anders geht, auch mal vom Hausrecht Gebrauch zu machen. Jeder Pfarrer wird irgendwann in seiner Laufbahn mal einen Randalierer, der sich nicht zur Ruhe bringen lässt, aus der Kirche werfen müssen; das ist keine schöne Arbeit, aber muss getan werden. Menschen, die den Altarraum nutzen, um von Häresie triefende Reden zu schwingen, dürft Ihr als Randalierer bezeichnen. Menschen, bei denen solche Reden von vornherein zu erwarten sind, dürft Ihr gar nicht erst als Redner zulassen – zumindest nicht ohne einen Gegenredner (generisches Maskulinum), der ihnen gewachsen ist.

Und wenn man Euch dann intolerant und fanatisch findet? Ja dann findet Euch halt damit ab. Ihr seid nicht Priester geworden, um der Welt zu gefallen. Folgt dem, der auch schon mal Leute aus dem Tempel geworfen und andere als Heuchler oder Schlangenbrut bezeichnet hat.

Wir Laien brauchen Euch Priester, nicht weil wir hören müssen, wie klasse wir sind (sind wir nicht) und wie viele Fehler und Unzulänglichkeiten die Kirche hat (wissen wir längst), sondern weil wir die Sakramente brauchen, und weil wir Menschen brauchen, die uns helfen, die Heilige Schrift, die Gebote Gottes sowie Tradition und Gebote der Kirche zu verstehen und unseren Glauben zu stärken. Ihr habt ein langes Studium hinter Euch, das euch dazu befähigt, uns schwierige Schriftstellen auszulegen und die Schätze der Tradition zu erklären, und ihr seid durch die Weihe befähigt, uns die Sakramente zu spenden. Wenn Ihr außerdem noch überdurchschnittlich gute und freundliche Menschen seid, ist das beispielhaft und wunderbar, aber ganz ehrlich – das müsst Ihr nicht einmal unbedingt. Ich halte Euch auch so aus. Nur das mit der Schriftauslegung, den Kirchengeboten, der Tradition und den Sakramenten, das ist wirklich wichtig.

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Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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2 Antworten zu Ich bestreike den Herrn nicht.

  1. akinom schreibt:

    Leider lässt sich dieser Irrsinn noch steigern, und zwar in dem Bistum in deren Pressestelle ich einige Jahre gearbeitet habe. Seit ich vor einigen Tagen von dem Geschehen in der Herz-Jesu-Gemeinde in Essen-Burgaltendorf gehört habe, kann ich nicht mehr beten ohne daran zu denken. Den Anstoß für das bestreiken von Messen und anderen Gottesdiensten war offenbar der Ausspruch eines beliebten Pfarrgemeinderatsmitglieds oder Vorsitzenden, der bezüglich des Missbrauchsskandals gesagt hatte: „Wenn die Kirche eine Partei wäre, würde ich austreten!“ (Ich selber bete bezüglich des Missbrauchsskandals um gute marianische Beichtväter für alle Priester. Denn ich weiß, dass viel zu viele Priester überhaupt keinen Beichtvater mehr haben und deshalb Hirten geworden sind, die keinen Hirten haben.)
    Folgendes habe ich eben im Internet recherchiert:

    Die Herz-Jesu Kirche in Burgaltendorfhochgeladen von Beatrix von Lauff
    In der Woche vom 11. bis 19. Mai ruft die Burgaltendorfer Initiative „NichtmitUns“ alle Ehrenamtlichen der katholischen Herz Jesu Gemeinde zum Kirchenstreik auf. Während der Sonntagsmesse am 12. Mai, am Muttertag, finden parallel vor der Kirche Gesprächs- und Mitmachangebote statt.
    „Wir beteiligen uns an der Aktion „Maria 2.0“, die von engagierten Frauen aus Münster ins Leben gerufen wurde und die bereits deutschlandweit Kreise gezogen hat. Wir tun in dieser Woche keinen Dienst in der Kirche und rufen alle Ehrenamtler auf, sich anzuschließen“, erklärt Thomas Struzek von „NichtmitUns“. Während der Aktion werden Unterschriften für einen offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz gesammelt, der bei der Gemeindewallfahrt am 30. Juni dem Bischof von Essen übergeben wird. Darüber hinaus werden Aufkleber und Lichter mit der Aufschrift „NichtMitUns“ verteilt.
    Hintergrund ist der Umgang der Kirchenoberen mit dem Missbrauchsskandal. Mit dem Streik soll ein sichtbares Zeichen gesetzt werden. Die Frauen in der katholischen Kirche akzeptieren die ihnen von oben zugedachte Rolle nicht länger. Außerdem ist die Zeit reif für dringend notwendige Reformen, die die katholische Kirche wieder mit ihren Gläubigen vereint.
    In der Burgaltendorfer Gemeinde fanden in der Vergangenheit Debatten mit zahlreichen Interessierten zum Thema statt. Daraus entstand die Initiative „NichtmitUns“. Die Akteure regen alle anderen Gemeinden und Pfarreien an, sich ebenfalls an „Maria 2.0“ zu beteiligen (www.mariazweipunktnull.de).

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