Viel Empörung habe ich in den letzten Tagen von katholischer Seite gelesen über die Zumutung des Heiligen Vaters, das ganze Gottesvolk solle sühnen für die Schauertaten eines korrupten Haufens von Wölfen im Hirtenmantel. Auch mich hat das päpstliche Schreiben nicht eben begeistert. Es ist mir zu lieb.
Aber Buße für eigene und Sühne für fremde Schuld sind Grundpfeiler des Christentums. Das bedeutet nicht, daß jene verdorbenen Hirten – Täter und Vertuscher – frei ausgehen sollen! Sofern sie noch leben, fände ich es angemessen, sie aller Ämter und Ehren zu entkleiden, sie zu laisieren und zugunsten eines Hilfswerks für ihre Opfer zu enteignen – mögen sie in Obdachlosenheimen ihr Leben beschließen. Meinetwegen könnte man noch die gnädige Option offenhalten, sie zu Inklusen in einem Trappistenkloster zu machen – Tür zu, Maul halten und beten bis zum Ende.
Ich befürchte, das wird nicht geschehen. Aber selbst wenn, wird das die Sühne des ganzen Gottesvolkes nicht überflüssig machen. Sühne heißt, heilen, wenn andere verletzt haben, trösten, wenn andere die Hoffnung zerstört haben, helfen, wo andere geschadet haben. Lieben, wo andere benutzt haben! Es heißt, die von Jesus Christus gegründete Kirche wieder ernst zu nehmen, bereit zu sein zum Zeugnis, auch wenn es mehr als „n Appel und n Ei“ kostet. Sühne beinhaltet Gebet, nicht nur wenn einem gerade danach ist, sondern so oft wie möglich, für die unmittelbaren Opfer jener Schurken und für die mittelbaren Opfer, ihre redlichen Amtsbrüder, die nun mitgefangen, mitgehangen sind, und für das ganze Kirchenvolk und die Welt. Denn alle leiden unter diesen Verbrechen.
Es mag einem die Sprache verschlagen angesichts dieser Untaten. Dann kann auch unsere Sprachlosigkeit vor Kreuz und Tabernakel ein Gebet sein. Ich weiß oft nicht mehr zu sagen als „Herr, erbarme Dich – Christus, erbarme Dich – Herr, erbarme Dich“. Aber mehr ist auch nicht nötig.
Helfen wir auch den Priestern – und jetzt meine ich: denen, die wirklich mit dem Herzen ihren Dienst tun, und ich glaube immer noch, daß sie die Mehrheit im Priesterstand bilden -, den Ordensleuten und den Seminaristen durch unser Gebet. Übernehmen wir Gebetspatenschaften. Hören wir nicht auf, für unsere Priester zu beten!
Auch für jene Frevler… das fällt schwer, ich weiß noch nicht, ob ich das fertigbringe. Aber wenn nur einer sich dann bekehrt, reinen Tisch macht, gesteht und die weltliche und kirchliche Strafe auf sich nimmt, dann ist doch schon etwas gewonnen. Dann wird die derzeit so trübe Funzel der sichtbaren Kirche ein bißchen heller.
„Es mag einem die Sprache verschlagen angesichts dieser Untaten.“ Ja, es sollte uns die Sprache verschlagen! Denn lange, allzu lange ist zuviel geschwiegen worden und jetzt wird schon allzu lange zuviel geredet.
„Dann kann auch unsere Sprachlosigkeit vor Kreuz und Tabernakel ein Gebet sein.“ Das ist der richtige Weg und die richtige Adresse um unsere Gefühle wieder neu sortieren zu können.
Vielleicht sagt uns der Heiland dann , dass es im Verhältnis nicht 99 schwarze und ein weißes Schaf sind, sondern umgekehrt. Vielleicht fordert er uns dann auf, den weißen Schafen zuzutrauen nicht wegzulaufen. Vielleicht lädt er uns dann ein, mit Gebet, Fasten und Opfern dem schwarzen Schaf zu helfen, heimzukehren in den Schutz des Schafstalls des Guten Hirten, die Kirche….
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Das Thema lässt mich nicht los: Wie geht das, die hier so abscheulichen Sünden zu hassen und doch die Sünder zu lieben? Irdische Strafen kümmern mich da wenig. Aber mich schaudert, wenn ich an die vielen inzwischen verstorbenen unbußfertigen Priester denke…
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Da geht es uns ähnlich. Ich weiß, daß ich auch diese Schuldigen lieben soll, und es fällt mir schwer. Für sie beten, Gott bitten, die Sache in die Hand zu nehmen, ist aber selbst im Zorn möglich.
Für die Verstorbenen bete ich oft das Fatima-Gebet „Oh mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden…“.
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