Mariä Verkündigung

In neun Monaten ist Weihnachten.  Das feiern wir heute: Mariä Verkündigung. Wir feiern,  daß Gott als befruchtete Zelle in die Welt gekommen ist, unfassbar winzig, unseren Sinnen noch nicht als Mensch erkennbar,  aber doch bereits ganz Mensch mit allen Anlagen.
Gott macht sich schwach und abhängig und bleibt doch ganz Gott.

Ein geborenes Kind ist herzergreifend niedlich und dadurch bis zu einem gewissen Grad geschützt  – die meisten Menschen sind Babys und Kleinkindern gegenüber sehr wohlwollend. Was niedlich ist, wird reflexhaft geschützt – in der Regel.
Ein ungeborenes Kind ist allein durch den Mutterleib geschützt.

Heute ist dieser Schutz aufgeweicht durch immer einfachere Methoden,  das Leben vor der Geburt zu beenden, und durch den Druck auf Frauen,  Kinder nur noch anzunehmen,  wenn sie in ihr familiäres und  soziales Umfeld,  in ihre Lebensplanung und die des Erzeugers mühelos passen. Zahlreiche Kinder überleben diese Einstellung nicht. Sie werden nicht geboren, sondern entfernt.

Aber Gott will jedes Menschenleben.  Er selbst ist Mensch geworden,  und Er „passte“ gewiss nicht in die Lebensplanung Josephs und Marias. Lieben wir doch jedes noch so winzige Menschenkind so, wie das heilige Paar diesen ganz ungeplanten Sohn liebte. Schützen wir die Mütter so, wie Joseph Maria schützte. Lassen wir die Kinder um Gottes Willen leben.

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Joseph und die Kirche

Er bekam von Gott den Auftrag, für Jesus und Maria zu sorgen. Er gehorchte, und wir dürfen annehmen, daß er das nicht nur aus Pflichtbewusstsein tat, sondern aus Liebe. Er hat möglicherweise nicht ganz verstanden, was es mit diesem seltsamen Adoptivsohn auf sich hatte, aber er blieb und kümmerte sich. In der wunderbaren Serie The Chosen gibt es eine Szene, wo Joseph dem kleinen Jesus dem Umgang mit einem Hammer beibringt, dabei aufpasst, daß der Kleine sich nicht verletzt und dann auch mit ihm herumalbert. Ein perfekter Vater! (Ja, es ist nur ein Film – aber warum sollte er nicht so gewesen sein? So, wie man mit einem Kind, für das man Verantwortung übernommen hat, eben vernünftigerweise umgeht?)

Die bildende Kunst stellt ihn oft alt und ernst dar. Das angeblich hohe Alter geht auf ein apokryphes Evangelium zurück. Und für den ständigen gemessenen Ernst gibt es auch kein Argument.

Als sicher können wir annehmen, daß Joseph früh starb. Nach der Rückkehr aus Ägypten ist von ihm nicht mehr die Rede. Aber er hat für Jesus mindestens so lange gesorgt, bis er den väterlichen Schutz nicht mehr brauchte.

Als Jungverlobter hat er sich seine Zukunft sicher anders vorgestellt: Mit Maria eine Familie gründen, viele Kinder haben und als Handwerker in Nazareth seine Werkstatt haben, die dann an den Ältesten weitergegeben wird! Es kam so anders. Und er blieb treu.

Joseph ist Schutzherr der Kirche. Jesus ist ihr Gründer und Bräutigam. Maria ist Mutter der Kirche. Die Kirche sollte sich an Josephs Demut und Hilfsbereitschaft immer wieder ein Beispiel nehmen und einfach Gott gehorsam sein – auch wenn Seine Weisungen manchmal schwer zu verstehen sind.

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Regenbogen

Wie viele Farben hat ein Regenbogen? Kann man nicht sagen, sagt der Physiker, da die Spektralfarben ineinander übergehen. Sieben, sagen viele, so viele kann ich unterscheiden, das habe ich in der Grundschule gelernt und so viele sind es auch auf den meisten Gemälden: Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Dunkelblau, Violett. Naja, sagt der Kunsthistoriker, das stimmt für die meisten Bilder seit dem 19. Jh., aber in den zahlreichen Bildern der christlichen Welt hat er zwei bis sieben Farben, Gold kann auch dabei sein. Die Schedelsche Weltchronik schreibt: „Der Regenbogen hat zwei vornehmliche Farben, wiewohl etliche von sechs oder vier Farben sagen.“ Die Regenbogenfahne der LTGB-Bewegung hat sechs Farben: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett.

Zur Zeit tobt ein Kampf zwischen den Sieben-Farben-Vertretern und den Sechs-Farben-Vertretern. Die Sechs-Farben-Vertreter werden dabei durch den gerade vorbeigehuschten Synodalen Weg nachhaltig befeuert. Allenthalben – auch vor einigen katholischen Kirchen – findet man nun die sechsfarbige Regenbogenflagge (quergestreift, also eher Block als Bogen). Aussagen Geistlicher zu dieser deplazierten Beflaggung haben oft mit Toleranz und Nächstenliebe zu tun, sehr selten aber mit genauen Bibelzitaten und tiefgehender religiöser Kenntnis.

In der Bibel ist der Regenbogen das Bundeszeichen Gottes. Gott legt nach der Sintflut Seinen Kriegsbogen in den Wolken ab und sagt zu, daß Er nie wieder so verheerende Fluten über die Erde bringen wird.

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den Ich stifte zwischen Mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze Ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen Mir und der Erde. Balle Ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke Ich des Bundes, der besteht zwischen Mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt. Steht der Bogen in den Wolken, so werde Ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den Ich zwischen Mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe. (Gen. 9,12-17)

Im letzten Buch der Bibel ist der Regenbogen zweimal genannt. Zuerst überwölbt er den Thron Christi (Off. 4,2-3), dann steht er über dem Haupt eines schönen, aber furchterregenden Engels, der Johannes zum Weissagen befähigt und auffordert (Off. 10,1). Er steht für göttliche Macht und Wahrheit.

Friedensschluss, Bund zwischen Gott und Mensch, Gnade, Macht, Wahrheit – diese Assoziationen zum Regenbogen gibt die Bibel her. Der Friedensschluss bedeutet aber nicht, dass die Weisungen Gottes nicht mehr gelten oder beliebig ausgelegt werden dürfen!

In der christlichen Ikonographie ist der Regenbogen also zwei- bis siebenfarbig und entweder kreisförmig gewölbt oder, als Teil der Mandorla, die den thronenden Christus umgibt, aus zwei Kreissegmenten mandelförmig zusammengesetzt. Der quergestreifte sechsfarbige Block entstammt der postchristlichen LGTB-Bewegung. Daß nun Christen,  die sich von ihnen unbequemen Punkten der christlichen Lehre entfernt haben,  auch diesen bunten Block benutzen,  macht ihn nicht zu einem Teil der christlichen Ikonographie.

Grund für die Katastrophe,  die Gottes Friedensschluss voranging,  war der Ungehorsam der Menschen. Es ist für die Geschichte von Noach, der Sintflut und der Rettung samt Friedensschluss unterm Regenbogen nicht relevant, ob sie wortwörtlich so geschehen ist; die Aussage bleibt wahr: Auch wenn Menschen sündigen,  bleibt Gott Seinem Bund treu. Er hat Seinen Kriegsbogen hoch in den Wolken abgelegt. Aber dadurch wird menschliche Untreue nicht gut.  Gott zeigt uns immer wieder den Weg der Versöhnung und des Friedens mit Ihm. Er hilft uns, die bunten Blöcke dieser Welt zu umgehen,  Er richtet uns auch wieder auf, wenn wir darüber stolpern. Als Erinnerung daran kann ich quergestreifte Sechsfarbenbanner verstehen,  aber als Aufruf zum Ignorieren der göttlichen Weisung will ich sie nicht haben  –  schon gar nicht vor Kirchen.

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Warum gründet man keine Synodale Kirche?

Ich nehme immer noch an, daß die meisten, vielleicht alle, Verfolger des Synodalen Weges glauben,  was sie sagen. Ich müsste sonst annehmen,  daß da eine Bande zusammenhockt, die ein riesiges Lügengebäude abgesprochen hat, um die Kirche zu vernichten  – und so schlimm will ich von den Teilnehmern des Synodalen Weges nicht denken.

Allerdings fällt es mir zunehmend schwer, wohlwollend zu bleiben gegenüber so vielen Menschen,  die sich katholisch nennen und zugleich zahlreiche, wenn nicht alle kirchlichen und päpstlichen Weisungen missachten.

Der ursprüngliche Ansatz,  man wolle Wege zum Schutz vor sexuellen Übergriffen finden, ist längst verschüttet.  Die Kirche hat solche Wege gefunden,  wo sie rechtgläubig bleibt: Laisierung (nicht bloß Versetzung) schuldiger Priester, Anhörung (auf Wunsch anonym) der Geschädigten, Zahlung von Schmerzensgeld usw. Viel bleibt noch zu tun, Aber es wird auch getan,  und ich wünschte, auch säkulare Schulen,  Sportvereine und andere würden in diesem Maß Aufklärung und Vorbeugung betreiben.

Aber es geht im Synodalen Weg längst  nicht mehr vorrangig darum. Es geht um Frauenpriestertum, Abschaffung des Zölibats,  Bildung einer anderen Art von Kirche in Deutschland,  die dann von den anderen (insbesondere Afrika und Asien) nachgeahmt werden soll, wenn diese Armen es endlich begriffen haben.  (Ganz genau diese paternalistische und kolonialistische Haltung ergibt sich aus mehreren dortigen Redebeiträgen, die alles andere als niedergebrüllt wurden.)

Der Papst hat zu mehreren Punkten deutlich Stellung bezogen: Priesterinnen gibt’s nicht in der römisch-katholischen Kirche,  auch nicht in den unierten Kirchen; das Eherecht der Kirche wird nicht geändert oder aufgeweicht; der vom Synodalen Weg beschlossene Synodale Rat ist nach Kirchenrecht illegal.

Meine Erfahrung mit Verfechtern des Synodalen Weges ist, daß sie niederbrüllen und verspotten,  wer nicht ihrer Meinung ist. Es mag auch andere geben,  aber mir sind sie nicht begegnet.  Wie kann man überhaupt sagen „Ich bin katholisch und will katholisch bleiben,  aber ich möchte dem Papst nicht gehorchen und die kirchliche Lehre nicht befolgen“? 

Ich möchte der Kirche treu bleiben,  weil ich Gott treu bleiben möchte. Noch ist das in Berlin kein Problem. In Limburg könnte es in naher Zukunft zu einem werden.  Allerdings bin ich optimistisch genug, dann auch in Limburg und anderen betroffenen Gebieten dank Internet gültige römisch-katholische Messen zu finden. Meine Sympathie gilt den Priestern, die in Diözesen mit untreuen Bischöfen selbst treu bleiben.

Warum nach dem durch wiederholten bischöflichen Ungehorsam längst ipso facto erfolgten, nur noch nicht anerkannten Schisma noch immer keine neue Konfession entstanden ist, weiß ich nicht.  Vielleicht hegt der Papst noch die Hoffnung auf Rückkehr der Synodalisten. Zur Hälfte teile ich diese Hoffnung.  Die andere Hälfte sagt inzwischen resigniert:

Da luur man op. 

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Leben

Der Mann hat weiche Gesichtszüge und etwas schräg stehende Augen. Die ersten zwei Monate nach seiner Geburt hatte er wegen eines Herzfehlers im Krankenhaus verbringen müssen. Seine große Schwester besuchte ihn oft. Die Oma kam mit.

Die Elfjährige freute sich. Trotz der beängstigenden Schläuche und Maschinen fand sie ihr Brüderchen süß. Von ihren Eltern wusste sie, daß die Chancen gut standen, es aber keine Sicherheit gab. „Du musst leben, du musst leben“, wiederholte sie in Gedanken. Sie hatte manchmal Angst, das Brüderchen könnte plötzlich nicht mehr da sein. Aber sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, daß der Kleine einmal sterben würde.

Die Oma seufzte, wenn sie den Kleinen sah. Er war so winzig. Und er würde nie richtig gesund sein. Nie klar im Kopp. Nie stark. Aber wahrscheinlich würde er ohnehin nicht überleben. Hoffentlich nicht. „Wäre besser, wenn er stirbt“, sagte sie. Das Mädchen sah sie verständnislos an.

Der Mann lebt. Mit seiner Schwester, die mittlerweile längst berufstätig ist, trifft er sich wöchentlich. Aber „kleiner Bruder“ mag er nicht genannt werden. „Ich bin ja nicht klein“, sagt er dann, reckt sich, lacht und legt seiner Schwester eine Hand auf den Kopf.

*

Heute werden die meisten Menschen in Westeuropa (über andere Weltgegenden weiß ich zu wenig, um empirische Aussagen zu machen) übereinstimmen, daß die Oma sehr unsensibel gegenüber dem Mädchen war. Nicht ganz so viele werden übereinstimmen, daß sie auch sachlich unrecht hatte. Noch weniger werden darin übereinstimmen, daß Abtreibung immer ein Greuel ist.

Wir wissen immer mehr über das vorgeburtliche Leben, bildgebende Verfahren werden immer genauer, auch im frühen Stadium der Schwangerschaft. Es ist längst klar, daß die befruchtete Eizelle bereits alle Erbinformationen in sich trägt. Wenn ein Vater vor der Geburt seines Kindes stirbt, so ist nach deutschem Recht der Nasciturus, also das noch ungeborene Kind, potentiell (und bei seiner Geburt tatsächlich) erbberechtigt. Das juristische Erbe ist mit dem biologischen Erbe von Anfang an verknüpft, weil das Erbrecht von vernünftigen Leuten erdacht wurde.

Unabhängig davon, ob die befruchtete Eizelle heranwächst zu einem immer hilfsbedürftigen Menschen oder einem, der ein selbständiges Leben führt, auch unabhängig von jeder körperlichen, geistigen oder moralischen Entwicklung, hat jeder Mensch das Recht, zu leben. Einem unschuldigen Menschen (und das ist er von der Zeugung an mindestens bis zu dem Punkt, wo er sich bewusst für oder gegen das Gute entscheiden kann) darf man unter keinen Umständen dies Recht verweigern.

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Mir zum 61. Geburtstag

Begonnen hat ein neues Lebensjahr,
Ich weiß noch nicht,  was es mir nimmt und bringt,
Ob alles scheitert,  ob mir was gelingt -
Doch weiß ich,  Gott macht Sein Versprechen wahr.

Ihn will ich preisen,  auch wenn andres singt
Die täuschende und selbst getäuschte Schar.
Ihn will ich feiern,  der mein Retter war
Und ist und bleibt und mir zur Seite springt.

Ihn, der mir jeden Lebenstag gegeben,
Der für mich lebte,  starb und auferstand,
An den ich mich durch ein Gelübde band,

Der mir so viele gute Jahre schenkte,
Mir immer beistand, meine Schritte lenkte,
Ihn, der in Höhen lebt, lass ich hochleben.

© Claudia Sperlich
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Wie sich Sekten bilden

Notwendig zur Sektenbildung ist der Bezug zu einer bestehenden Glaubensgemeinschaft, die in einigen wesentlichen Punkten gebilligt wird, die man aber für unvollkommen hält. Grund (zuweilen auch nur Begründung) für diese angenommene Unvollkommenheit ist meist der Wunsch, zu den Ursprüngen zurückzukehren, manchmal auch der Wunsch, den guten Anfang endlich zur Vollendung zu bringen.

Es ist nicht immer einfach, zwischen Sekte (pejorativ) und Religionsgemeinschaft (neutral bis gut) zu unterscheiden. Bei weitem nicht jede Erneuerung, nicht jede Reform einer Glaubensgemeinschaft wird zur Sekte; so würde kein Mensch, der noch halbwegs bei Sinnen ist, die Früchte der Cluniazensischen Reform oder die Franziskaner der Erneuerung als sektiererisch oder Sekte bezeichnen.

Zum Wesen der Sekte gehört immer zweierlei: 1. die Abkehr von grundlegenden Prinzipien einer Religion mit der gleichzeitigen Behauptung, diese Prinzipien stellen in sich selbst eine Abkehr der ursprünglichen Religion dar; 2. der Unwille, eigene Überzeugungen zur Diskussion zu stellen und die Überzeugungen der ursprünglichen Religion in Ruhe anzuhören. In einer Sekte hat das Gefühl Übergewicht über die Vernunft. „X ist so und so (oder: wurde so und so vom Religionsgründer bestimmt), und nach reiflicher Überlegung und menschlicher Erfahrung sowie nach einem Blick auf die Anthropologie zeigt sich, daß das richtig ist“ ist eine vernunftgesteuerte Aussage. Das sektiererische Pendant ist: „X ist so und so, weil sich das doch für alle besser anfühlt / weil Y das so bestimmt und wir den nicht hinterfragen.“ Eine Religion kennt auch Exegese, also verschiedene, zuweilen strittige Auslegungen von Schriften oder Überlieferungen. Sie kennt neben dem Gehorsam auch die Diskussion. In einer Sekte hat man sich über die Bedeutung von Schrift und Überlieferung gefälligst einig zu sein.

Selbstverständlich hat eine Religion verbindliche Glaubenssätze. Aber die kann es sinnvollerweise nur geben, wenn sie mit Vernunft und Verstand aufgenommen wurden, auch dann, wenn sie auf Offenbarungen beruhen. Wo Glaubenssätze nur von einem oder wenigen als Autorität anerkannten Menschen erst verändert und dann verbindlich gemacht wurden und die umgebende Gemeinschaft sie nicht aufgrund von berechtigtem Vertrauen oder reiflicher Überlegung, sondern aus einem Gefühl heraus abnickt, sollten die Alarmglocken des Sektendetektors schrillen.

Wenn also eine Gruppe von Gläubigen wesentlichen Teilen der Lehre und Tradition ihrer Religion eine harsche Absage erteilt, Widerspruch nicht zulässt, sich aber nicht einer neuen Religion zuwenden oder sie gründen will, sondern darauf beharrt, die ursprüngliche Religion eigentlich richtig zu leben, im Gegensatz zu allen anderen Gläubigen, dann besteht der dringende Verdacht, daß sich hier eine Sekte gebildet hat. Wenn ernste Mahnungen des religiösen Oberhauptes der ursprünglichen Religion ignoriert oder verspottet werden, erhärtet sich dieser Verdacht.

Es bleibt abzuwarten, wie die katholische Kirche mit Noch-Mitgliedern in leitender Funktion umgeht, die einer derartigen Form der angeblichen Erneuerung folgen.

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Aschermittwoch – Auftakt zum Training

Ich liebe den ernsten Ritus des Aschermittwoch. Er hilft mir, ernst zu machen, mir klar zu werden über meine Vorsätze für die Fastenzeit, dies himmlische Training, die Wüstenwanderung mit Jesus Christus.

Ich weiß nicht, ob ich all meine guten Vorsätze vollkommen werde durchhalten können. Aber ich möchte es versuchen, jeden Tag neu.

Verzichten auf Überflüssiges und Schädliches (zu viel Essen gehört dazu). Disziplin üben, auch im Gebet. Nicht jammern. Fruchtlose Diskussionen vermeiden. (Wer unbedingt will, daß es keinen Gott gibt, darf diese Illusion behalten.)

Ich weiß nicht, ob ich durchhalte, und nicht, ob die Welt überhaupt noch bis Ostern besteht. Aber wenn nicht, kann ich im ersten Fall beichten und neu anfangen. Im zweiten beginnt dann das ewige Ostern, und ich bin dabei.

Aschermittwoch ist ein wunderbarer Anfang. Ein wunderbares Ende ist auch schon vorgesehen. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Ostern 2023 die nächste bedeutende Etappe.

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Die Liebe, die Lehre und das Bistum Aachen

Gestern war der Gedenktag St. Valentin. Das ist der Heilige, der im 3. Jh. die damals illegale Trauung christlicher Paare vollzog, außerdem Christen bei Eheproblemen beriet – und der deshalb enthauptet wurde.

Seit einigen Jahren nutzen verschiedene Bistümer diesen Tag, um Segnungsgottesdienste für Paare anzubieten. Verlobten und Verheirateten den Segen spenden ist ja eine schöne Sache – oder?

Leider erstreckt sich dies Angebot immer wieder ausdrücklich auf Paare jeder Konstellation, auch gleichgeschlechtliche Paare. Nun ist nach christlicher Lehre Sex nur erlaubt zwischen genau einem Mann und einer Frau, sofern sie verheiratet sind. Das strikte Verbot von gleichgeschlechtlichem Sex ist biblisch begründet, aber auch anthropologisch begründbar. (Ich werde hier nicht weiter darauf eingehen; das haben andere schon getan, es geht mir hier um die jetzt seit Beginn der Kirche bestehende Lehre.) Die Kirche geht davon aus, daß Sexualität in sich gut ist, und schuf ihr den exklusiven Raum der Ehe. Nach christlicher Überzeugung ist Sex dann fehl am Platz, wenn er außerhalb dieses Raumes stattfindet und / oder nicht die Offenheit für Kinder birgt. Die katholische Kirche sieht nicht die Veranlagung zur Homosexualität als sündhaft an (denn die sucht sich niemand aus), wohl aber das Ausleben. Deshalb ist es widersinnig, wenn nun ein katholischer Bischof (und wäre es nur einer!) ausdrücklich die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare anbietet.

Das Bistum Aachen zeigt auf seiner facebook-Seite zum Valentinstag ein schwules Paar, darunter steht: „Liebe ist alles.“ Erläuternd schreibt das Bistum dazu:

Das hier geht raus an alle Paare und frisch Verliebten:
Wir wünschen Euch einen wunderbaren Valentinstag!

Wenn Ihr Eure Liebe segnen lassen möchtet: Im Bistum Aachen gibt es in allen Regionen Segnungsfeiern oder –gottesdienste. (Termine und Orte in der Story).

Wie feiert Ihr den Valentinstag? Schreibt uns das doch einfach mal in die Kommentare.

#valentinstag #liebe #love #liebeistalles #loveislove #liebegewinnt #outinchurch #füreinekircheohneangst

Quelle

Es ist also durch Bild und Tags von vornherein klar, daß hier Segnungen homosexueller Beziehungen nicht nur „mitgemeint“, sondern geradezu vorrangig gemeint sind. Und daß die Sexuallehre der katholischen Kirche als Angstmacherei empfunden wird.

Ich kommentierte dazu:

Gründet doch einfach eine religiöse Gemeinschaft, die Euren Regeln folgt. Statt zu behaupten, Ihr folgt dem katholischen Lehramt.

Der Gegenkommentar des Bistums ließ nicht lange auf sich warten:

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt bei ihm. (1. Joh 4,16)

Falsch zitiert und aus dem Zusammenhang gerissen! So kann man alles “ biblisch begründen“. Tatsächlich lohnt es, 1. Joh. 4,1-16 zu lesen:

Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin offenbarte sich die Liebe Gottes unter uns, dass Gott Seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch Ihn leben. Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und Seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und Seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in Ihm bleiben und Er in uns bleibt: Er hat uns von Seinem Geist gegeben. Wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und Er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Das Bistum Aachen setzt also Gottes Selbstoffenbarung aus Liebe gleich mit von der Kirche (Seiner Braut!) seit jeher als ungeordnet erkannten Beziehungen.

Mehrere Kommentatoren gingen mich recht hart an. Es sei „teuflisch“, sich gegen die Liebe auszusprechen (stimmt, habe ich aber nicht getan); ich nehme die Lehre wichtiger als Jesu Wort (nein, ich sehe, daß die Lehre sich aus Jesu Wort entwickelt hat und Ihm nicht widerspricht). Und es sei „lobenswert“, Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paaare anzubieten. Und man wolle katholisch bleiben, aber die Lehre stimme eben nicht.

Vor allem Letzteres verstehe ich nicht. Angenommen, ich bin Mitglied in einem Verein, dessen häufige Feiern ich ansprechend finde, aber dann lese ich in der Vereinssatzung etwas, was ich für komplett falsch und böse halte. Ich spreche mit dem Vereinsvorstand, und der sagt: Gerade dieser Absatz ist unveränderbar. Würde ich in dem Verein bleiben, weil die Feiern so schön sind? Sicher nicht. Lieber würde ich einen neuen Verein gründen, dem alten ähnlich hinsichtlich der schönen Feiern, aber ohne diesen von mir verabscheuten Absatz in der Satzung. Oder? Hmm… und wenn ich nur eine Stufe unter dem Vereinsvorsitzenden stünde, die Satzung auswendig kennte, sie nur einfach immer hingenommen hätte, jetzt aber nicht mehr wollte? Da gilt das Gleiche: Ich könnte austreten und einen neuen Verein gründen. Ich könnte es sogar besser als das einfache Vereinsmitglied, das mit den Feinheiten der Satzung und dem Vereinsrecht gar nicht so vertraut ist.

Und wenn ich als Vorstandsmitglied ein reichliches Monatsgehalt bezöge, auf das ich bei meinem Austritt verzichten müsste? Tja. Da käme es dann sehr auf den Charakter an.

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Bischof Bätzings Traumkirche

Mehrfach hat der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, sich für Reformen in der Kirche ausgesprochen. Das wäre grundsätzlich kein Fehler, die Cluniazensische Reform hat der Kirche gut getan, und das Zweite Vatikanische Konzil war richtig. Nicht daß überhaupt reformiert werden soll, ist falsch – nur die Art der Reform, die diesem Bischof vorschwebt, befremdet nicht nur mich.

In einem Punkt stimme ich Bischof Bätzing zu. In einem Interview im November 2021 sagte er: „Ich bin 60 Jahre alt. Die Zeit der Ängstlichkeit ist vorbei. Das war mal anders. Es gab durchaus Zeiten, da war ich ängstlicher, zurückhaltender.“ Das kann ich Wort für Wort auch sagen. Also, unter Gleichaltrigen, Herr Bischof, und ganz ohne Angst:

Die von Ihnen abgenickten Leitlinien sexualpädagogische Kompetenz in der Pastoral führen in die Irre.

Es fängt ganz gut und richtig an. Der Mensch ist ein sexuelles Wesen, Sexualität ist eine Gottesgabe, man muss ohne Angst darüber sprechen können. Das ist alles mit Bibel und Katechismus vereinbar. Dann wird eine positive Besetzung von Sexualität seitens der Kirche erwünscht – und da fängt es an, mir Bauchschmerzen zu verursachen. Nicht weil eine solche positive Besetzung falsch wäre; ich bin ganz dafür! Aber mit dieser Ausdrucksweise wird so getan, als gebe es diese positive Sicht der Sexualität in der Kirche noch nicht, als müsse Bischof Bätzing mit seinen Getreuen darum kämpfen. Das ist Unsinn. Die Kirche sieht Sexualität von Anfang an als Gottesgabe, so heilig, daß sie den geschützten Raum der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau erhält. Und das soll nun im Folgenden aufgeweicht werden.

Für den flüchtigen Leser sieht alles ganz katholisch aus. Grenzverletzungen, insbesondere Gewalt, sind verboten, Treue und Verantwortlichkeit sind erwünscht, Ehe hat mit lebensspendender Kraft zu tun. Für dies alles braucht man kein neues Dokument, sondern einfach nur das, was die Kirche schon immer sagt.

Aber Punkt 3 der Leitlinien sagt: „

Es gibt eine Vielfalt in der sexuellen Identität und Orientierung. Der wertschätzende Umgang mit diesen Unterschiedlichkeiten und Diversität soll in den Pfarreien und Einrichtungen aktiv gefördert werden. Die Wahl der Lebensform ist als ein Ergebnis einer individuellen und persönlichen Entscheidung zu respektieren. Es ist anzuerkennen, wenn Partnerinnen und Partner in gegenseitiger Treue und Fürsorge Verantwortung füreinander übernehmen. Darüber hinaus begrüßen wir es, wenn Paare ihre Partnerschaft unter den Segen Gottes zu stellen wünschen.

Daß sexuell anders als binär gepolten Menschen Respekt entgegenzubringen ist, ist ebenfalls nichts Neues (siehe Katechismus). Aber ich kann als Katholilk eben nicht jede „Lebensform“ frei wählen. Wenn ich behaupte, jede Art der sexuellen Orientierung sei in sich gut, kann ich nicht gleichzeitig sagen, daß die Ehe mit lebensspendender Kraft zu tun hat. (Ich erspare mir hier einen Grundkurs in Biologie und gehe davon aus, daß meine Leser den schon hatten.) Auch der Passus über das Verbot von übergriffigem Verhalten und sexueller Gewalt wird aufgeweicht, wenn ich gleichzeitig jedwede sexuelle Orientierung als gleich gut ansehe. Es gibt nun einmal Menschen, die sich zu Kindern und Jugendlichen hingezogen fühlen oder die Gewalt als stimulierend empfinden. Nach kirchlicher Auffassung sind diese Menschen ebenso wie Homosexuelle zur Keuschheit berufen. Auch vorehelicher Sex ist nicht in Ordnung, weil ihm eben der Schutzraum der Ehe fehlt. Irgendeine dieser Spielarten zu segnen, wie die Leitlinien vorschlagen, ist mithin unsinnig.

Die Kirche macht einen klaren Unterschied zwischen der bloßen Neigung und dem Ausleben: Für eine sexuelle Neigung, die nach kirchlicher Lehre nicht in Ordnung ist, kann der Betroffene in der Regel nichts; das Ausleben hat zu unterbleiben. Man muss dieser Lehre nicht folgen. Es ist in unserer Zeit in zahlreichen Ländern (darunter allen deutschsprachigen und den meisten europäischen) erlaubt, schwul oder lesbisch zu sein, mehr als einen Sexualpartner zu haben, untreu zu sein (sofern man ggf. Alimente und Unterhalt zahlt) und vieles andere mehr. Es ist nur eben nicht mit der katholischen Lehre vereinbar. Ein katholischer Bischof, der etwas anderes lehrt, muss sich fragen lassen, warum er katholischer Bischof ist. Müsste er ja nicht bleiben. Es steht ihm frei, die katholische Kirche zu verlassen und einer anderen Kirche beizutreten oder eine noch andere Kirche zu gründen.

Bei den von Bischof Bätzing nicht nur in diesem Dokument erwünschten Reformen (zu denen auch die Abschaffung des priesterlichen Zölibats und die Weihe von Priesterinnen gehören – dazu habe ich bereits geschrieben) käme etwas heraus, das wohl seinem Traum von Kirche entspricht. Für Menschen, die die Kirche ernst nehmen und in ihr beheimatet bleiben wollen, ist es eher ein Alptraum. Zum Glück ist dieser Bischof nicht die Weltkirche. Nicht einmal die Kirche in Deutschland.

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